Kranken- und Altenpflege:Streit um Corona-Prämie

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Tarifverhandler werfen der Caritas vor, ihre Pflegekräfte gegenüber Beschäftigen im öffentlichen Dienst zu benachteiligen.

Von Benedikt Peters, München

Bei der Caritas droht Ärger zwischen der Arbeitgeberseite und den Mitarbeitern. In den derzeit laufenden Tarifverhandlungen ist ein Streit um die "Corona-Prämie" ausgebrochen. Die Gewerkschaften Verdi und Deutscher Beamtenbund hatten eine solche Prämie im Oktober für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen herausgehandelt - auch für die dort angestellten Kranken- und Altenpfleger. Das Gleiche wollen die Mitarbeitervertreter beim Caritasverband nun auch für ihre etwa 650 000 Angestellten durchsetzen - etwa 200 000 von ihnen sind Pflegekräfte in Altenheimen und Kliniken.

Die Arbeitgeberseite habe die Corona-Prämie "mit wesentlichen Eingriffen in die Urlaubsregelungen verbinden wollen", kritisiert die Mitarbeiterseite, dies sei nicht akzeptabel. Für erkrankte Angestellte, die länger als sechs Wochen fehlen, hätte sich dadurch der Urlaubsanspruch reduziert. "Das können zwei bis vier Urlaubstage weniger im Jahr sein", sagte Mitarbeiter-Sprecher Thomas Rühl der Süddeutschen Zeitung. Der Vorschlag sei "eine Unverschämtheit".

Rühl beanstandete außerdem den Arbeitgebervorschlag zur Höhe der Prämie. Demnach solle sie bei 500 Euro für die meisten Beschäftigten liegen, darunter auch für Geringverdiener. Im öffentlichen Dienst hingegen erhalten Geringverdiener mehr, die Prämie beträgt 600 Euro.

Streiken dürfen Caritas-Mitarbeiter nicht

Die Arbeitgeberseite teilte mit, bei ihrem Angebot handle es sich um ein "attraktives Gesamtpaket". Neben der Corona-Prämie umfasst es unter anderem eine Lohnerhöhung von 3,2 Prozent in zwei Stufen, zum 1. April 2021 und 2022. Auf eine Erhöhung in diesem Umfang hatten sich auch Gewerkschaften und Arbeitgeber im öffentlichen Dienst geeinigt.

Der Streit um die Corona-Prämie könnte die Verhandlungen nun in die Länge ziehen. Eigentlich wollten beide Seiten sich bis zum 10. Dezember einigen. Dies hätte den Vorteil, dass Sonderzahlungen aufgrund der Corona-Pandemie in diesem Kalenderjahr bis zu einer Höhe von 1500 Euro steuerfrei sind.

Kommt es zu keiner Einigung, wird zunächst weiter verhandelt, im Frühjahr könnte es eine Schlichtung geben. Streiken dürfen die Caritas-Beschäftigten nach kirchlichem Arbeitsrecht nicht. Das heiße aber nicht, dass man gar nichts tun könne, sagt Mitarbeitervertreter Rühl: "Wir könnten zum Beispiel zu Demonstrationen aufrufen."

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