Konzern deponiert Milliarden Euro bei EZB:Siemens und die sichere Bank

Jetzt befeuert auch noch Siemens die Euro-Krise. Der größte deutsche Industriekonzern zieht Geld aus einer französischen Großbank ab. Wo Siemens sein Geld parkt, verändert den Lauf der Krise nicht. Wohl aber das Signal, das von München ausgeht.

Martin Hesse

Jetzt befeuert auch noch Siemens die Euro-Krise. Der größte deutsche Industriekonzern zieht Geld aus einer französischen Großbank ab und parkt es bei der Europäischen Zentralbank. Die Münchner nennen nicht mal ihre Motive. Vielleicht winkten bei der EZB nur etwas höhere Zinsen.

Doch an den nervösen Finanzmärkten bleibt die Botschaft hängen, dass den Finanzkonzernen Europas nicht mehr zu trauen ist. Es ist eine weitere Umdrehung auf der Abwärtsspirale, in der sich die Euro-Staaten und ihre Banken gegenseitig nach unten ziehen.

Kaum ein Unternehmen wird dem Beispiel Siemens folgen, schon allein deshalb, weil die meisten Firmen mangels Banklizenz überhaupt keinen Zugang zur EZB haben, dem vermeintlich letzten Hort der Stabilität in Europa. Die Unternehmen werden ihr überschüssiges Geld weiterhin von Banken verwalten lassen. Dennoch ist das Vorgehen von Siemens eine Warnung.

Für Kreditinstitute aus hochverschuldeten Euro-Staaten wird die Lage immer prekärer. Sie halten die meisten Anleihen ihrer klammen Regierungen und müssen deshalb riesige Verluste fürchten; sie werden deshalb durch andere Banken vom Geldfluss abgeschnitten und jetzt wächst auch noch das Misstrauen der Unternehmen.

Umgekehrt schlagen die Probleme der Krisenbanken auf die Unternehmen zurück. In Ländern wie Italien und Frankreich wächst die Angst vor einer Kreditklemme. Das ist das Letzte, was die überschuldeten Staaten gebrauchen können. Nur wenn die Wirtschaft wächst, haben sie eine Chance, aus der Schuldenfalle zu gelangen. Wo Siemens sein Geld parkt, verändert den Lauf der Krise nicht. Wohl aber das Signal, das von München ausgeht.

© SZ vom 21.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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