Konflikte:Rotes Kreuz: Kampf um Aleppo einer der schlimmsten Konflikte

Lesezeit: 2 min

Die Lage in Aleppo erscheint aussichtslos. Foto: Michael Alaeddin/Sputnik (Foto: dpa)

Kairo/Beirut (dpa) - Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz hat die Schlacht um die syrische Großstadt Aleppo als einen der verheerendsten urbanen Konflikte der Neuzeit bezeichnet.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Kairo/Beirut (dpa) - Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz hat die Schlacht um die syrische Großstadt Aleppo als einen der verheerendsten urbanen Konflikte der Neuzeit bezeichnet.

Neben der direkten Bedrohung durch die Kämpfe mangele es an grundlegender Versorgung etwa mit Wasser und Strom, sagte der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Peter Maurer. Dies sei ein dramatisches Risiko für bis zu zwei Millionen Menschen, die kaum Zugang zu medizinischer Grundversorgung hätten.

„Niemand und nichts ist sicher. Ständig gibt es Beschuss, mit Häusern, Schulen und Krankenhäusern in der Schusslinie. Menschen leben in einem Zustand der Angst. Kinder sind traumatisiert. Das Ausmaß des Leidens ist immens“, sagte Maurer.

Der Westen der Stadt wird von Regimetruppen gehalten, die von Russland unterstützt werden. Den Osten Aleppos kontrollieren Aufständische.

Die Bundesregierung rief eindringlich zu einer Waffenruhe auf. Drei Stunden Feuerpause am Tag, wie jüngst von Russland angekündigt, seien zu wenig. Außenminister Frank-Walter Steinmeier konnte seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow bei einem Treffen am Montag in Jekaterinburg keine Zusage einer längeren Waffenruhe abringen. Nach Darstellung von Beobachtern in Aleppo werden auch die drei Stunden Waffenruhe nicht eingehalten.

Das IKRK bekräftigte Forderungen der Vereinten Nationen nach regelmäßigen Waffenruhen für humanitäre Hilfe. Helfer müssten dabei genug Zeit haben, um kriegszerstörte Versorgungssysteme zu reparieren. Alle Kriegsparteien müssten Hilfsorganisationen die Möglichkeit geben, Zivilisten überall in der geteilten Stadt zu erreichen.

Rebellengruppen unter Führung von Islamisten hatten jüngst zwar die Belagerung des Ostteils durchbrochen, konnten aber keine sichere Passage in die Rebellengebiete freikämpfen.

Die Schlacht um Aleppo hat sich verstärkt, seit Regimetruppen Anfang Juli die letzte Versorgungsroute in den Osten der Stadt gekappt haben. Bis zu 300 000 Menschen sind dort von der Außenwelt abgeschnitten. Auch die Menschen im Westen der Stadt, schätzungsweise 1,2 Millionen, hätten kaum noch Strom und ausreichend Trinkwasser, heißt es.

Bei heftigen Luftangriffen auf Rebellengebiete in der nordsyrischen Stadt Aleppo sind Aktivisten zufolge mehr als 30 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Opfern seien 19 Zivilisten, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag. Demnach starben auch zwölf Rebellen. Die Kämpfer seien bei Angriffen russischer Jets auf eine Versorgungsroute der Regimegegner im Süden der umkämpften Stadt getötet worden.

Der Aktivist Omar al-Arab erklärte, die Angriffe auf Aleppo seien ungewöhnlich heftig gewesen. Das deute darauf hin, dass das Regime und seine Verbündeten eine neue Offensive planten.

Aleppo ist die umkämpfteste Stadt im syrischen Bürgerkrieg. Rebellen kontrollieren den Osten der Metropole, regimetreue Kräfte den Westen. Im Juli war es Anhängern der syrischen Regierung gelungen, die Rebellengebiete von der Außenwelt abzuschneiden. Anfang August konnten Regimegegner jedoch eine neue Versorgungsroute freikämpfen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: