Konflikte:Nil-Fähre mit Flüchtlingen sinkt im Südsudan: 200 Tote

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Juba/Addis Abeba (dpa) - Verzweifelte Südsudanesen wollen sich auf einer völlig überfüllten Fähre vor Rebellen in Sicherheit bringen. Aber das Boot kentert und reißt ganze Familien in der Strömung des Nils in den Tod.

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Juba/Addis Abeba (dpa) - Verzweifelte Südsudanesen wollen sich auf einer völlig überfüllten Fähre vor Rebellen in Sicherheit bringen. Aber das Boot kentert und reißt ganze Familien in der Strömung des Nils in den Tod.

Mehr als 200 Menschen ertranken. Sie stammten aus Malakal, der umkämpften Hauptstadt des ölreichen Bundesstaates Oberer Nil, an der Grenze zum nördlichen Nachbarn Sudan. Die Opfern sind nach Berichten von Augenzeugen vor allem Familien mit Kindern. Offensichtlich waren sie flussabwärts unterwegs in Richtung der Stadt Lelo, berichteten lokale Medien. Nach diesen Angaben ereignete sich das Unglück bereits am Sonntag.

Die überfüllte Fähre habe sich plötzlich zur Seite geneigt und sei umgekippt, sagte der Lokalpolitiker und Augenzeuge Majok James. „Die Menschen haben versucht, sich an den Seiten des Bootes festzuhalten, aber nur zwei von ihnen und der Kapitän haben es lebend ans Ufer geschafft“, erklärte James. „Dieser Teil des Nils ist sehr breit und tief und hat eine starke Strömung.“ Wieviele Flüchtlinge genau an Bord waren, ist unklar.

Zuvor hatten Rebellen, die Ex-Vizepräsident Riek Machar nahestehen, in einer Mitteilung erklärt, sie seien im Begriff, Malakal „innerhalb von 24 Stunden“ zu erobern. Nach eigenen Angaben ist ihnen dies am Dienstag gelungen. Die Truppen von Präsident Salva Kiir seien in die Flucht geschlagen worden, sagte der Militärsprecher der Rebellen, General Lul Ruai Koang, in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba.

„Die Kontrolle über Malakal gibt uns nun Zugang zu den Ölfeldern in der Region“, erklärte Koang. Zwei ranghohe Befehlshaber von Kiirs Streitkräften seien zudem in die Hauptstadt Juba geflohen. Eine Bestätigung der Armee für die Angaben gab es zunächst nicht. Die Regierungssoldaten und die Rebellen kämpfen bereits seit Wochen um die Vorherrschaft in der strategisch wichtigen Region.

Die ethnisch motivierte Gewalt war Mitte Dezember im Zuge eines Machtkampfes zwischen Kiir und seinem im Juli entlassenen ehemaligen Stellvertreter Machar ausgebrochen. Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht.

Bei den Friedensverhandlungen in einem Luxushotel in Addis Abeba gab es weiter keine erkennbaren Fortschritte, auch wenn die direkten Gesprächen weitergingen. Es geht vor allem um die von den Rebellen geforderte Freilassung von elf ranghohen Politikern als Voraussetzung für einen Waffenstillstand. Die Männer waren wegen eines angeblichen Putschversuchs im Dezember festgenommen worden.

Der Chefvermittler der ostafrikanischen Regionalorganisation IGAD, Seyoum Mesfin, der in den vergangenen Tagen zu Gesprächen mit Kiir nach Juba gereist war, wurde noch am Abend in Äthiopien zurückerwartet. „Wenn Kiir die Gefangenen freilässt, dann werden wir einem Ende der Feindseligkeiten zustimmen“, sagte Rebellensprecher Hussein Mar Nyuot der Nachrichtenagentur dpa.

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