Konflikte:Israel intensiviert Angriffe auf Gaza

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Gaza/Tel Aviv (dpa) - Der Gaza-Krieg geht mit unverminderter Intensität weiter: Israel fliegt Angriffe auf Gaza, militante Palästinenser feuern auf den Süden Israels. Palästinenserpräsident Abbas ruft nach Diplomatie.

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Gaza/Tel Aviv (dpa) - Der Gaza-Krieg geht mit unverminderter Intensität weiter: Israel fliegt Angriffe auf Gaza, militante Palästinenser feuern auf den Süden Israels. Palästinenserpräsident Abbas ruft nach Diplomatie.

Israel hat die Bevölkerung im Gazastreifen am Samstag vor neuen, harten Angriffen auf das Palästinensergebiet gewarnt. Die Armee warf dort Flugblätter ab, in denen sie die Bewohner aufrief, sich von Orten fernzuhalten, an denen militante Palästinenser Raketen abschießen. Dies geschehe „im Licht bevorstehender Angriffe“, schrieb die israelische Armee auf Twitter. Jedes Haus, das Ausgangspunkt militärischer Aktionen sei, würde attackiert und getroffen, hieß es in den abgeworfenen Hinweisen.

Izchak Aharonovich, Minister für Innere Sicherheit, riet den Bewohnern von Israels Grenzorten zum Gazastreifen nach Medienberichten, das Gebiet für einige Zeit zu verlassen. „Wir müssen angreifen und es ist noch viel zu tun“, zitierte die Nachrichtenseite „ynet“ den Minister. „Wir müssen Gelduld haben.“

Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen wurde am Samstag ein achtjähriger Junge getötet. Das sagte Aschraf al-Kidra, Sprecher des Gesundheitsministeriums in Gaza. Insgesamt starben an diesem Tag demnach neun Menschen bei Luftangriffen, rund 70 Personen wurden verletzt. Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor rund sechs Wochen kamen etwa 2100 Palästinenser um. Mehr als 10 500 wurden verletzt. Auf israelischer Seite starben bislang 64 Soldaten und vier Zivilisten, Hunderte mussten medizinisch versorgt werden.

Die israelische Armee beschoss nach eigenen Angaben am Samstag 35 Ziele im Gazastreifen. Auch Israels Süden war unter Beschuss: Eine Armeesprecherin sagte, militante Palästinenser hätten bis zum Nachmittag rund 45 Raketen abgefeuert.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas forderte ein Ende der Kämpfe. Die Konfliktparteien müssten sobald wie möglich an den Verhandlungstisch zurückkehren, sagte Abbas bei einer Pressekonferenz in Kairo. Nur so könnten „mehr Blutvergießen und Zerstörung verhindert werden“. Zuvor hatte sich Abbas mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi getroffen und am Vortag Gespräche mit Hamas-Chef Chaled Maschaal in Katar geführt.

Der Exil-Chef der Palästinenserorganisation gab erstmals zu, dass Mitglieder der Hamas an der Entführung und Ermordung von drei israelischen Jugendlichen Mitte Juni beteiligt waren. In einem am Samstag veröffentlichten Interview mit Yahoo News sagte Maschaal, die politische Hamas-Führung habe „vorab nichts von der Tat gewusst, die diese Gruppe von Hamas-Mitgliedern begangen hat“. Ranghohe Mitglieder hätten erst durch die israelischen Ermittlungen von dem Verbrechen erfahren. „Aber wir verstehen, dass die Menschen unter der Besatzung und Unterdrückung frustriert sind und alles Mögliche unternehmen“, sagte Maschaal.

Die drei Jugendlichen waren Mitte Juni im Westjordanland entführt und später tot aufgefunden worden. Israel hatte die radikal-islamische Hamas beschuldigt, hinter den Morden zu stehen. Die Palästinenserorganisation hatte die Entführung befürwortet, eine Beteiligung aber stets zurückgewiesen. Das Kidnapping führte zu einer Welle der Gewalt und schließlich zum aktuellen Gaza-Krieg.

Die Hamas-Führung sprach sich inzwischen dafür aus, dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag beizutreten. Der Hamas-Funktionär Mussa Abu Marsuk schrieb auf seiner Facebook-Seite, die Hamas habe ein entsprechendes Papier unterzeichnet. Es befähige Palästinenserpräsident Abbas dazu, das sogenannte Römische Statut zu unterzeichnen. Es gilt als vertragliche Grundlage des Internationalen Strafgerichtshofs. Abbas hatte zuvor einen Beitritt erwogen, setzte jedoch eine Zustimmung aller palästinensischen Fraktionen voraus. Mit dem Beitritt könnten nicht nur eventuelle israelische Kriegsverbrechen verfolgt werden, sondern auch solche der Hamas.

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