Konflikte:IS-Miliz erobert Stadtteile von Kobane

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Kobane (dpa) - Kämpfer der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) sind trotz internationaler Luftschläge und massiver Gegenwehr kurdischer Milizionäre in die strategisch wichtige syrische Grenzstadt Kobane eingedrungen.

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Kobane (dpa) - Kämpfer der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) sind trotz internationaler Luftschläge und massiver Gegenwehr kurdischer Milizionäre in die strategisch wichtige syrische Grenzstadt Kobane eingedrungen.

Wie Menschenrechtsbeobachter berichten, übernahmen IS-Kämpfer mindestens drei östliche Stadtteile, in denen sie auf mehreren Gebäuden die schwarze Dschihadistenflagge hissten.

Kurdische Volksschutzeinheiten erklärten Kobane (arabisch: Ain al-Arab) zur „Militärzone“ und brachten die noch verbliebenen Zivilisten an die nahe gelegene türkische Grenze. In zahlreichen deutschen und europäischen Städten kam es zu Protestaktionen kurdischer Gruppen.

Die Einnahme der Stadt Kobane wäre für den IS strategisch wichtig: Die Terrormiliz würde damit nicht nur ein großes zusammenhängendes irakisch-syrisches Gebiet, sondern auch weite Teile der Grenze zur Türkei kontrollieren. Die im syrischen Bürgerkrieg stark gewordene Terrormiliz beherrscht inzwischen weite Landstriche in Syrien und im Irak.

Nach Angaben syrischer Menschenrechtsbeobachter übernahmen die sunnitischen IS-Extremisten in Kobane ein Industriegebiet sowie die östlichen Stadtteile Kani Araban und Makatal al-Dschadida. Gleichzeitig sei es den PKK-nahen kurdischen Volksschutzeinheiten aber gelungen, IS-Kämpfer aus einigen Straßenzügen zu vertreiben. Es gebe schwere Kämpfe um jede Straße. Im Südwesten Kobanes habe die IS-Terrorgruppe mehrere Gebäude am Stadtrand übernommen.

Im Süden und Osten der Stadt soll es Luftschläge der von den USA geführten internationalen Koalition gegen die Terrormiliz gegeben haben. Nach Berichten der syrischen Menschenrechtsbeobachter wurden mindestens drei Gruppen von IS-Kämpfern im Süden von Kobane getroffen.

Die Stadt ist die letzte Bastion in einer Enklave, die bisher von den kurdischen Volksschutzeinheiten kontrolliert wurde. IS-Dschihadisten haben seit September schon mehr als 300 Dörfer im Umland von Kobane eingenommen, rund 185 000 Menschen flohen in die Türkei. Etwa 5000 Kurden stellen sich derzeit den IS-Extremisten entgegen.

In zahlreichen deutschen und europäischen Städten gingen am Montagabend Tausende auf die Straßen, um auf die verzweifelte Lage in Kobane aufmerksam zu machen. Protestaktionen kurdischer Demonstranten gab es unter anderem in Berlin, Hamburg, Bremen, Hannover, Düsseldorf, Dortmund, Münster, Frankfurt/Main und Stuttgart.

Auch in Den Haag, Brüssel, Paris, Straßburg, Basel und Wien fanden Solidaritätsaktionen statt. In Istanbul kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei. Auf der zentralen Einkaufsstraße Istiklal warfen in der Nacht zum Dienstag Demonstranten laut Augenzeugen Steine, die Polizei setzte Tränengas ein.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief in New York zum Schutz der Zivilbevölkerung in Kobane auf. Wie ein Sprecher Bans am Montag (Ortszeit) mitteilte, appellierte der Generalsekretär dringend an alle, die die Mittel dazu hätten, sofort zum Schutz der Bevölkerung zu handeln.

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