Konflikte:Gambias Wahlsieger Barrow als neuer Präsident vereidigt

Lesezeit: 1 min

Der seit 22 Jahren regierende Jammeh weigert sich, sein Amt abzugeben. (Foto: Jerome Delay)

Dakar (dpa) - Trotz des anhaltenden Machtkampfs mit dem abgewählten gambischen Präsidenten Yahya Jammeh ist Wahlsieger Adama Barrow als neuer Staatschef des westafrikanischen Landes vereidigt worden. Barrow musste den Amtseid allerdings in der gambischen Botschaft im Senegal ablegen.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Dakar (dpa) - Trotz des anhaltenden Machtkampfs mit dem abgewählten gambischen Präsidenten Yahya Jammeh ist Wahlsieger Adama Barrow als neuer Staatschef des westafrikanischen Landes vereidigt worden. Barrow musste den Amtseid allerdings in der gambischen Botschaft im Senegal ablegen.

Nun sollten alle Gambier zusammenstehen, um dem Land zu einem Neuanfang zu verhelfen, forderte er in der im staatlichen Fernsehen übertragenen Zeremonie.

Seine Regierung werde sich für Reformen und eine Stärkung der Demokratie einsetzen, erklärte er. Barrow warnte die gambischen Streitkräfte, sich ihm als rechtmäßigen Präsidenten nicht zu widersetzen. Soldaten, die bewaffnet außerhalb der Kasernen gefunden würden, „werden als Rebellen betrachtet werden“. Die Vereinten Nationen und die Afrikanische Union sprachen Barrow bei der Zeremonie ihre Unterstützung aus.

Der seit 22 Jahren mit harter Hand regierende Jammeh will auch trotz des Ablaufs seiner Amtszeit am Mittwoch nicht abtreten. Daher kann Barrow zunächst nicht zurück nach Gambia. Sollte Jammeh nicht weichen, droht eine afrikanische Eingreiftruppe, ihn notfalls mit Gewalt abzusetzen. Hunderte Soldaten stehen an der Grenze zu Gambia bereit. Die militärische Eingreiftruppe der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) wollte vor einem Einmarsch in Gambia noch auf ein Mandat des UN-Sicherheitsrates warten. Das Thema sollte in New York noch am Donnerstag erörtert werden.

Die Straßen in der Hauptstadt Banjul waren am Donnerstag angesichts der angespannten Lage menschenleer. Zehntausende Gambier sind seit Beginn der Krise bereits in den benachbarten Senegal geflohen.

Vor Barrows offizieller Amtsübernahme hatten sich Polizeichef Ousman Sonko und Generalstabschef Ousman Badgie darauf verständigt, keine Befehle mehr von Jammeh anzunehmen, wie ein ranghoher gambischer Geheimdienstmitarbeiter erklärte. Sie seien nur noch dem neuen Präsidenten verpflichtet. Die gambischen Streitkräfte verfügen verschiedenen Quellen zufolge nur über etwa 800 bis 1000 Soldaten. Jammeh hatte zuletzt den Notstand ausgerufen, um im Amt zu bleiben.

Die frühere britische Kolonie Gambia gehört einem UN-Index zufolge zu den 20 ärmsten Ländern der Welt. Neben der Landwirtschaft ist in dem Staat mit etwa zwei Millionen Einwohnern der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. Europäische Reiseveranstalter hatten am Mittwoch damit begonnen, Strandurlauber in ihre Heimatländer zurückzubringen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: