Konflikte:Analyse: Israels robuste Wirtschaft kaum beeinträchtigt

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Tel Aviv (dpa) - Die israelische Ökonomie stützt sich stark auf High-Tech und Exporte. Der Kampf um Gaza hat darauf kaum Einfluss. Experten erwarten eher, dass militärtechnische Neuerungen wie das Raketenabwehrsystem "Eisenkuppel" den Ruf israelischer Erzeuger mehren werden.

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Tel Aviv (dpa) - Die israelische Ökonomie stützt sich stark auf High-Tech und Exporte. Der Kampf um Gaza hat darauf kaum Einfluss. Experten erwarten eher, dass militärtechnische Neuerungen wie das Raketenabwehrsystem „Eisenkuppel“ den Ruf israelischer Erzeuger mehren werden.

In den hippen Pubs, Cafés und Restaurants in Tel Aviv ist an den lauen Sommerabenden kaum ein Platz zu finden. Auch im „Bread Story“ in der Dizengoff-Straße ist die Stimmung gut. Der Krieg in Gaza scheint in einem anderen Universum stattzufinden. Plötzlich ertönen Sirenen: Raketenalarm. Die Gäste drängeln sich routiniert im winzigen hinteren Theken-Bereich zusammen. Für die Party-Gesellschaft ist es eine eher belanglose Unterbrechung ihres Dinners. Über den Wohngebieten von Tel Aviv hat die Raketenabwehr „Eisenkuppel“ noch jedes Geschoss aus Gaza abgefangen.

Auch Israels Wirtschaft zeigt sich von dem Kriegsgeschehen im Süden des Landes unbeeindruckt. Die Börsen erweisen sich weiterhin als beständig, die Landeswährung Schekel als stabil. Die Indices TA-25 und TA-100, die die 25 beziehungsweise 100 kapitalstärksten notierten Unternehmen umfassen, schwächelten kurz nach Beginn der Militäroffensive in Gaza am 8. Juli. Seitdem erholten sie sich und wiesen sogar eine leichte Steigerung auf.

„Auf die israelische Wirtschaft hat der Konflikt kaum Einfluss“, sagt Rafi Melnick, Finanzexperte am Interdisziplinären Forschungszentrum (IDC) in Herzlia. „Die Volkswirtschaft ist robust. Es gibt derzeit keine Inflation, wir sind nahe einer Vollbeschäftigung. Das Haushaltsdefizit in diesem Jahr wird unter drei Prozent liegen. Die Kriegskosten der Armee wird das Budget schlucken können, aller Voraussicht nach ohne Verabschiedung eines Zusatz-Haushalts.“

Gewiss, es gibt Branchen, die leiden. Die einstweilige Einstellung von Flügen internationaler Airlines wie Lufthansa und Air Berlin tragen zu den Verlusten im Fremdenverkehr bei. Die Hotelindustrie rechnet im dritten Quartal dieses Jahres (Juli-September) mit Umsatzeinbußen in Höhe von 425 Millionen Schekel (92 Millionen Euro). Auch die Gastronomie - jenseits der schicken Flaniermeilen von Tel Aviv - und der Kleinhandel klagen.

Besonders hart trifft es die Gemeinden am Rand des Gazastreifens, die einen viel intensiveren Beschuss aus der palästinensischen Mittelmeer-Enklave hinnehmen müssen. Wirtschaftstreibende verbuchen dort Umsatzrückgänge von bis zu 50 Prozent. Die Regierung hat deshalb ein eigenes Förderprogramm für Geschäftsleute und Firmen in dieser Region aufgelegt. Es umfasst Nachlässe bei der Vermögenssteuer, die kostenfreie Beistellung von Experten und Beratung bei der Beantragung von Fördermitteln.

Zuletzt trug Israel bewaffnete Konflikte 2006 im Südlibanon sowie um die Jahreswende 2008/09 und 2012 im Gazastreifen aus. Auch diese hatten die Makro-Ökonomie des Landes kaum beeinflusst. Sie waren nach jeweils wenigen Wochen beendet. Auf Spekulationen darüber, ob dies so bleibe, falls sich die jüngste Eskalation im Gazastreifen länger hinzieht, will sich Finanzfachmann Melnick nicht einlassen.

Grundsätzlich sei aber Israels Wirtschaft besonders widerstandsfähig, weil sie sich stark auf den High-Tech-Sektor stützt und damit gut in die globale Ökonomie eingebettet ist. „Das Land ist ein Laboratorium für Innovation und Unternehmertum“, fügt Melnick hinzu. „Das Abwehrsystem „Eisenkuppel“, das uns trotz Raketenbeschuss ein nahezu normales Leben ermöglicht, stellt eine beträchtliche technologische Leistung dar. Ich kann mir gut vorstellen, dass es den israelischen High-Tech-Exporten einen weiteren Schub verleiht.

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