Konflikt in Mali:Französische Soldaten vertreiben Rebellen

Lesezeit: 2 min

Die französischen Soldaten sollen auch die Islamisten aus der Stadt Diabaly vertrieben haben. (Foto: REUTERS)

Der Einsatz der französischen Armee in Mali scheint Fortschritte zu bringen: Die islamistischen Rebellen haben binnen eines Tages zwei eroberte Städte aufgegeben. Die UN berichten von grausamen Vergehen an der Zivilbevölkerung.

Die französischen Soldaten in Mali haben offenbar eine zweite Stadt von den Islamisten zurückerobert. Zusammen mit einheimischen Truppen hätten sie am Freitag die Kontrolle über Diabaly erlangt, sagte der Bürgermeister des Ortes, Oumar Diakite, der Nachrichtenagentur Reuters. Laut AFP haben französische und malische Truppen die Rückeroberung inzwischen bestätigt, auch der britische Fernsehsender BBC berichtet. Die Aufständischen hatten bereits am Donnerstagabend Konna aufgegeben.

Die französische Armee ist inzwischen mit 1800 Soldaten in Mali im Einsatz. Diese Zahl gab Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian am Rande eines Besuchs von Spezialeinheiten in Lorient bekannt. Die französische Präsenz werde damit weiter verstärkt, sagte der Minister. Die Zahl soll noch auf 2500 steigen. Frankreich unterstützt seit einer Woche die malische Armee gegen islamistische Rebellen aus dem Norden des Landes.

Die Islamisten hatten Diabaly am Montag eingenommen. Die Stadt markierte bislang die Front im Kampf zwischen ihnen und den Regierungstruppen.

"Es gibt viele ausgebrannte Fahrzeuge, die die Islamisten in den Obstplantagen verstecken wollten", sagte Bürgermeister Diakite per Telefon. Der Eroberung sei ein Luftangriff am Morgen vorausgegangen.

"Sie sind zu spät gekommen, das ist wahr. Aber sie sind gekommen"

Nördlich der Hauptstadt Bamako sahen Reuters-Reporter, wie die französischen Soldaten von den Bewohnern begrüßt wurden. An einigen Stellen hingen die Fahnen der beiden Staaten Seite an Seite. "Danke Frankreich, Danke Francois Hollande", lautete die Schlagzeile einer Zeitung, die sich auf den französischen Präsidenten bezog. "Sie sind etwas zu spät gekommen, das ist wahr", sagte ein Anwohner. "Aber sie sind gekommen. Wir sind dankbar."

Der UN-Sicherheitsrat hat zwar den Einsatz einer afrikanischen Eingreiftruppe der Westafrikanischen Wirtschaftsunion (Ecowas) von bis zu 3300 Soldaten beschlossen. Diese dürfte nach bisheriger Planung jedoch erst im September bereitstehen.

Angesichts der jüngsten Eskalation bemühten sich die beteiligten Staaten, ihre Soldaten früher zur Verfügung zu stellen. In einem Brief an den nigerianischen Senat warnte Präsident Goodluck Jonathan, die Krise in Mali bedrohe die ganze Region. Die Kammer billigte seinen Antrag, das Truppenkontingent des Landes auf 1200 Soldaten aufzustocken.

Die Bundesregierung hat einen Kampfeinsatz deutscher Soldaten ausgeschlossen. Allerdings stellt die Luftwaffe zwei Transall-Flugzeuge für den Transport der Ecowas-Soldaten bereit. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte am Freitag, zwei Maschinen befänden sich in der Nähe von Paris. Eine weitere solle Ersatzteile für die Flugzeuge mitbringen.

Zwei der drei Flugzeuge sollten noch am Freitag ihre Reise fortsetzen. Am Samstag werde der Flug dann Richtung Mali weitergehen. Auch die USA und Großbritannien wollen mit Transportflugzeugen helfen.

UN berichten von Übergriffen der Rebellen auf die Zivilbevölkerung

Die ehemalige französische Kolonie ist seit März gespalten. Damals nutzten Tuareg-Rebellen ein Machtvakuum nach einem Militärputsch, um den Norden unter ihre Kontrolle zu bringen. Inzwischen haben sich dort Islamisten durchgesetzt. Das Land ist mehr als doppelt so groß wie Frankreich und hat mit 12,3 Millionen etwa so viele Einwohner wie Bayern.

Einer Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR zufolge könnte die Gewalt in den kommenden Monaten 400.000 Menschen zur Flucht in die umliegenden Staaten zwingen. Zudem rechnet die Organisation mit 300.000 Menschen, die innerhalb Malis Zuflucht suchen.

Nach UN-Informationen gibt es in Mali schwere Übergriffe von Islamisten auf Zivilpersonen. Die Vorwürfe reichen vom Abtrennen von Gliedmaßen bis zu Vergewaltigungen und Zwangsverheiratungen von Mädchen mit Dschihadisten.

© Süddeutsche.de/Reuters/AFP/sekr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: