Knobloch zu Gaza-Berichten:"Einseitige Debatte völlig unverständlich"

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"Stellen Sie sich vor, auf dem Münchner Marienplatz würden immer wieder Bomben aus Tschechien einschlagen" - die Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, kritisiert heftig die Darstellung des Gaza-Konflikts.

Die Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, hat die Berichterstattung in Deutschland über den Nahostkonflikt kritisiert. Dem Münchner Merkur sagte Knobloch: "Die einseitige öffentliche Debatte über diesen Konflikt ist für mich völlig unverständlich. Egal, welche Medienberichte ich mir in den vergangenen Tagen angesehen habe: Sie stellen alle vollkommen rücksichtslos den Blickwinkel der Palästinenser dar."

Knobloch sagte weiter: "Stellen Sie sich einmal vor, auf dem Münchner Marienplatz würden immer wieder Bomben aus Tschechien einschlagen. Hätte unsere Regierung da nicht die Pflicht, ihre Bürger zu schützen?" Genau diese Pflicht habe auch die israelische Regierung. Es gehe um ein Land, das um sein Überleben kämpfe. "Darüber erfährt man bei uns jedoch kaum etwas."

Knobloch rief zur Teilnahme an Solidaritätskundgebungen für Israel auf, die am Sonntag in mehreren deutschen Städten stattfinden sollen. Sie selbst werde an einer Kundgebung in München teilnehmen. Es gehe darum, "Solidarität mit den Bürgern des Staates Israel" zu zeigen.

Bereits am Mittwoch hatte sie sich für die politisch heikle Entsendung deutscher Blauhelme in den Gaza-Streifen ausgesprochen. Für diesen Fall würde sie sich für die deutschen Soldaten ein "robustes" Mandat wünschen, sagte Knobloch in München.

Staatsminister im Auswärtigen Amt: Einsatz im Gaza-Streifen denkbar

Ähnlich äußerte sich am Freitag der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler. Der SPD-Politiker hält eine Beteiligung der Bundeswehr bei Blauhelmeinsätzen im Gaza-Streifen für erwägenswert. In der ARD sagte Erler am Morgen, aus seiner persönlichen Sicht könne der seit zweieinhalb Jahren bestehende Unifil-Einsatz im Libanon mit Beteiligung der deutschen Marine "eine Vorlage" sein.

Damals sei Deutschland direkt von beiden Seiten aufgefordert worden, sich zu beteiligen. "Sollte sich das wiederholen, dass beide Seiten Deutschland auffordern, hier auch mitzumachen, finde ich, ist es schwierig, sich dem zu entziehen." Erler betonte, eine verfrühte Diskussion sei allerdings nicht hilfreich. Aber für den Fall, "dass wir wirklich ein Teil der Lösung sein könnten, dann, finde ich, muss man sich das ernsthaft überlegen."

© dpa/AP/ihe/segi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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