Klimmt über Lafontaine:"Du kannst nicht auf ihn bauen"

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Im Saarland nannten sie ihn seinen Ausputzer: Ex-Ministerpräsident Reinhard Klimmt über seinen Freund Oskar Lafontaine - und dessen schwierigen Charakter.

Evelyn Roll

So müssen Sozialdemokraten wohnen, denkt man, wenn man vorher Oskar Lafontaines Protzvilla bei Saarlouis gesehen hat und jetzt auf dieses sehr einfache Reihenhaus in Saarbrückens Nordosten zugeht. Drinnen gibt es was zum Staunen: afrikanische Kunst, geheimnisvolle Skulpturen, expressive Masken, Tierfiguren, Götzen, Helme. Und Bücher, Tausende Bücher, überall, in jedem Raum, auch im Treppenhaus hinauf zum Arbeitszimmer. Reinhard Klimmt schaut über seine Lesebrille wie Müller-Lüdenscheid über den Rand von Loriots Badewanne, sehr aufgeräumt und nur ein bisschen resigniert.

Ein Bild aus vergangenen Tagen: Reinhard Klimmt und Oskar Lafontaine, als sie noch derselben Partei angehörten. (Foto: Foto: AP)

SZ: Haben Sie noch Kontakt mit Oskar Lafontaine, Herr Klimmt?

Reinhard Klimmt: Neulich hat er angerufen, und wir haben eine ganze Stunde telefoniert.

SZ: Worüber?

Klimmt: Über Steinpilze.

SZ: Sie reden eine Stunde lang mit Oskar Lafontaine über Pilze?

Klimmt: Ich hatte ihm über einen Freund ausrichten lassen, dass die Steinpilze da sind. Er bedankte sich für den Hinweis und erzählte, wo er was gefunden hat. Über das, was uns persönlich betrifft, können wir immer noch ganz genauso reden wie früher. Ich kann es Ihnen auch gleich sagen: Meine persönlichen Gefühle ihm als Person gegenüber sind unverändert, das ist meiner Meinung nach nicht auszurotten.

SZ: Sie sind sein Freund geblieben?

Klimmt: An meinen freundschaftlichen Gefühlen hat sich überhaupt nichts geändert. Die Freundschaft zu Lafontaine ist und bleibt Bestandteil meines Lebens. Freundschaft hat ja eine emotionale Begründung. Durch die aktuelle politische Konfrontation ist die Karosserie dieser Freundschaft sehr verbeult. Aber sie fährt noch. Ich freue mich, wenn ich ihn sehe. Allerdings nicht in der Talkshow, dann schalte ich ab, weil ich schwer ertragen kann, was er sagt. Politisch versuche ich ihm ja auch den Weg zu verlegen.

SZ: Was ist aus Ihrer Sicht geschehen?

Klimmt: Feststeht, dass das Saarland über eine starke und wichtige Phase, etwa von Beginn der 80er Jahre bis ins Jahr 2000, von der SPD weitgehend dominiert worden ist; und dabei spielte Lafontaine eine entscheidende Rolle. Aber nicht er allein. Eine Gruppe von außergewöhnlich guten Leuten hatte sich zusammengefunden und war bereit, seine Führung zu akzeptieren. Ich glaube, das ist ein wichtiger Punkt für das Erfolgsrezept der SPD an der Saar. Die Bereitschaft vieler, Lafontaine sozusagen auf dem Schild zu tragen und nicht diese völlig kindischen Verhaltensweisen zu produzieren, wie sie in der Bundes-SPD erstaunlicherweise von Zeit zu Zeit zu beobachten sind. Diese ständige Überlegung: Wann und wie komme ich an seine Stelle? Das war nicht nur für unseren Erfolg im Saarland wichtig, sondern hatte Ausstrahlung aufs Bundesgebiet. Alles war auf dieses Zusammenspiel angelegt, auch als ich dann sein Nachfolger wurde als Ministerpräsident: Er in Berlin, ich in Saarbrücken, er in der Partei, ich im Bundesrat.

SZ: Und dann schmeißt er das alles hin.

Klimmt: Ja, man muss sich das so vorstellen wie ein Gewölbe, das errichtet ist und wo er der Schlussstein war, auf den sozusagen alles hingebaut war. Und dieser Schlussstein sagt plötzlich: Ich habe keine Lust mehr. Damit kam es zu einem Zusammenbruch, von dem die SPD, vor allem die SPD hier an der Saar, sich bis heute nicht wieder erholt hat. Wenn Lafontaine nicht die Nerven verloren hätte...

SZ: Hat er wirklich nur die Nerven verloren?

Klimmt: Ja, natürlich. Er ist einfach ausgerastet. Sein Rücktritt war nichts anderes als ein blöder Blackout. Es war keine auch nur irgendwie politisch fundierte Aktion. Auch wenn er seither versucht, diesen Rücktritt nachträglich zu rationalisieren.

SZ: Warum laufen dann ausgerechnet aus der SPD Menschen zu Lafontaine über?

Klimmt: Oskar und ich sind - mit anderen - in den 70er und 80er Jahren ja nicht nur als Funktionsträger herumgeturnt. Wir wollten wirklich etwas. Nur dass unser inhaltlicher Ansatz nach der Vereinigung und nach den völlig veränderten Konstellationen in Europa und in der Welt so nicht mehr haltbar ist. Die meisten in der SPD wünschten sich zwar, dass alles noch so wäre wie in den 70ern und in den 80ern und dass man einfache, nationalstaatliche Lösungen finden kann. Und Lafontaine gibt ihnen wider besseres Wissen ja auch das Versprechen, dass man nur die Reichen und die Unternehmen ein bisschen zwiebeln muss, dann wird alles wieder gut. Diejenigen, die einfach immer noch und immer weiter auf dieser Linie laufen, die bedient er. Er bedient sie mit Geschick. Und er bedient sie mit einer jahrzehntelangen Erfahrung, gegen die die meisten Politiker, auch die ganz an der Spitze, wie Dilettanten aussehen.

SZ: Wenn Sie sagen, er macht solche Versprechungen wider besseres Wissen. Was ist das: Zynismus? Berechtigtes Kalkül?

Klimmt: Kalkül ja, aber nicht berechtigt, und ein Schuss Zynismus. Leider erfolgreich, weil diese Art von taktischem Manövrieren ja längst überall zum Bestandteil von Politik geworden ist. Das ist ja einer der Gründe für diese große Krise. Lafontaine sagt: Ich muss nur den Rentnern nach dem Munde reden, schon habe ich die ständig wachsende Mehrheit derjenigen, die zur Wahl gehen. Dann muss ich noch die Gewerkschaften bedienen, indem ich das Gegenteil von dem ankündige, was ich als Ministerpräsident gemacht habe.

SZ: Dann noch das eine oder andere Schmankerl für die Sozialromantiker...

Klimmt: ...und damit zaubere ich mir eine Konstellation, mit der es mir gelingt, im politischen Geschäft doch noch mal präsent zu sein.

SZ: Aber was soll das? Wenn er dann noch einmal politische Verantwortung übernehmen darf, bricht alles wieder an der Realität zusammen - und jetzt lachen Sie...

Reinhard Klimmt (Aufnahme von 1999): "Er hätte ja alles machen können, wenn er Parteivorsitzender geblieben und Fraktionsvorsitzender geworden wäre. (Foto: Foto: ddp)

Klimmt: Ja, genau, da lache ich. Weil er dann einfach sagen wird: Was kümmert mich in einer Koalition und wenn man regieren muss mein Geschwätz von vor der Wahl.

SZ: Und darüber müssen Sie so sehr lachen?

Klimmt: Ja, weil ich deswegen ja jetzt noch nicht einmal moralisierend oder Tatsachen zurechtrückend über ihn herfallen kann. Weil ich einfach nur sagen muss: Das, was Lafontaine ankündigt, meint er gar nicht so. Und er wird es auch nicht so machen. Schaut euch die Politik der PDS in Berlin an. Das ist die Realität.

SZ: Wie blöd sind denn dann die Leute, die ihm nachlaufen?

Klimmt: Die haben schon ein ganz gutes Sensorium für das, was Lafontaine da mit ihnen macht. Aber gleichzeitig haben sie eben auch eine große Bereitschaft, es wieder zu verdrängen, sei es aus Protest oder, was schlimmer ist, weil sie wirklich noch einmal Hoffnung in ihn setzen, anstatt zu sagen: Diesem Führer durch die Wüste vertrauen wir uns nicht noch einmal an.

SZ: Dafür, dass Sie sein Freund bleiben wollen, sind Sie aber ganz schön wütend.

Klimmt: Stimmt.

SZ: Lafontaine war Finanzminister zu einer Zeit, als zwischen dem amerikanischen und den wichtigsten europäischen Finanzministern Einigkeit bestand, dass die Finanzmärkte eine vernünftige staatliche Aufsicht brauchen. Das war, nach allem was man heute erkennt, eine wirklich bedeutende historische Chance.

Klimmt: Tatsache ist, dass Lafontaine alles, was er jetzt verspricht, unter sehr viel günstigeren Bedingungen hätte versuchen und betreiben können, wenn er nur ein bisschen Stehvermögen bewahrt hätte. Er hätte ja alles machen können, wenn er, was ja schon eingeleitet war, Parteivorsitzender geblieben und Fraktionsvorsitzender geworden wäre. Ich hätte mit Sicherheit die Landtagswahlen gewonnen. Wir hätten die politischen Inhalte auf Sicht in diesem Doppelspiel zwischen Bundesrat und Bundestag sehr stark bestimmen und gestalten können.

SZ: Ihm aber schien es wichtiger zu sein, sein Ego zu retten mit dem, was Sie einen Blackout nennen.

Klimmt: Stattdessen hat er uns, die wir für ihn leidenschaftlich und fast bedingungslos eingetreten sind, einfach im Stich gelassen und die Chancen, die wir gemeinsam hatten, verbaselt. Was hätte man alles tun können, wenn man das Kreuz durchgedrückt hätte. All die Möglichkeiten: die sozialen Sicherungssysteme. Die Frage: Was passiert mit der Infrastruktur? Wie schaffen wir mehr Arbeitsplätze? Wir haben diese riesige Chance der Gestaltung ausgelassen. Und was er jetzt macht, ist eigentlich nur noch ein groteskes Nachblubbern. Jetzt wiederholt sich als Farce das, was man als wirklich verantwortliche, politisch historische Aufgabe hätte erfüllen können.

SZ: Aber um was geht es ihm dabei? Nur um dieses: Ätsch, ich zeige es euch?

Klimmt: Nicht nur, aber auch. Und weil er keine Möglichkeit sah, ein Comeback über die Saar-SPD zu bekommen, hat er sich einfach ein anderes Pferd gesucht und gesattelt. Dieses andere Pferd war die WASG und die Zusammenarbeit mit der PDS. Und da kommt noch ein Punkt dazu: Ich glaube, dass ein wichtiges Element dabei ist, dass er sich mit Gregor Gysi auf der persönlichen Ebene sehr gut versteht. Lafontaine braucht bei seinen politischen Aktionen immer auch menschliche Wärme. Gysi ist ja auch ein sehr intelligenter und witziger Mensch. Wenn ich es mal ein bisschen überheblich von meiner Seite aus formuliere: Gysi spielt heute die Rolle für ihn, die ich früher gespielt habe.

SZ: Eifersüchtig?

Klimmt: Nein. Das ist es nicht. Ich finde, dass es Dauer geben muss im Leben. Und zu dieser Dauer gehören auch Schmerz und Verwundung, nicht aber Eifersucht. Es ist eben nicht wie mit einem Stein, den man ins Wasser wirft. Dann wird das Wasser ein bisschen gekräuselt. Und anschließend liegt der See wieder still da, bis der nächste Stein kommt... Nein, es gibt Spuren im eigenen Leben, die man spürt, sonst wird alles beliebig.

SZ: Für Sie bedeutete Lafontaines Blackout dann ja auch das politische Aus.

Klimmt: Ja, das ist nun vorbei. Es schmerzt immer noch. Fahrer oder das ganze Drumherum, der ganze Hofstaat, das hat mich nie interessiert, aber die Möglichkeit, etwas zu bewegen, schon sehr. Andererseits habe ich so viele zusätzliche Möglichkeiten für mein Leben gefunden. Ich schreibe viel, ich habe Bücher veröffentlicht, kann mich um andere Themen, die mir wichtig sind, kümmern, und habe nicht mehr so viel Leerlauf in meinem Leben. Also, das hat auch positive Seiten.

SZ: In den Meinungsumfragen liegt die SPD im Saarland hinter der Linken. So etwas hatten wir in Westdeutschland auch noch nicht. Wer wird denn, wenn es tatsächlich so ausgeht, Ministerpräsident?

Klimmt: Er nicht. Er wird es auf keinen Fall. Die Saar-SPD ist fest entschlossen, den Kakao, durch den er sie gezogen hat, nicht auch noch zu trinken. Sie wird nicht noch einmal Oskar Lafontaine zum Ministerpräsidenten wählen. Außerdem gehe ich davon aus, dass wir als Sozialdemokraten stärkste Partei werden, stärker als die Linkspartei jedenfalls. Und was dann die Zusammenarbeit mit dieser Linkspartei angeht, dürfen wir es eben nicht nur an der Frage aufhängen: Wie wird Heiko Maas Ministerpräsident? Das ist das große Problem, das Ypsilanti in Hessen hat. Dass es überhaupt so rüberkommen konnte wie: Hauptsache, ich werde das, dann sind mir alle Zusagen egal. Das darf bei uns auf keinen Fall passieren. Wir müssen sagen: Wir wollen politisch was. Wir haben unverrückbare inhaltliche Positionen. Und wenn die Linkspartei - sprich Oskar Lafontaine - das mitmacht, dann lasst uns doch zusammenarbeiten. Das kann man dann auch an bundespolitischen Themen festmachen.

SZ: Zum Beispiel?

Klimmt: Zum Beispiel, wenn es darum geht, wie verhalten wir uns im Bundesrat? Da wäre etwas, was ich Maas empfehlen würde: Nur eine Zusammenarbeit mit der Linken, wenn die SPD die Positionen im Bundesrat bestimmt, sonst wird Lafontaine das ständig zu einem Kampf- und Profilierungsfeld machen.

SZ: Jeder, der das hier liest, wird jetzt denken: Warum tritt der nicht mal auf einem Podium oder in einer Talksendung direkt gegen Lafontaine an?

Klimmt: Weil ich das unangemessen finde.

SZ: Was wäre daran unangemessen?

Klimmt: Wir waren so lange, wie man hier sagt, "ein Kopf und ein Arsch". Und jetzt plötzlich das Schauspiel zu liefern, dass wir uns da angiften.

SZ: Obwohl es politisch relevant sein könnte? Vielleicht sitzen da draußen ganz viele, die nur darauf warten?

Klimmt: Politisch stecke ich den Kopf ja raus für die SPD. Und ich sage ja auch durchaus Kritisches zu seiner Person und seiner Haltung. Wenn ich sage: Er ist unzuverlässig, dann ist das doch schon eine heftige persönliche Kritik. Mich würde das treffen, wenn er das über mich sagen würde. Das würde mich sogar sehr treffen.

SZ: Wie kann denn Freundschaft funktionieren, wenn der eine unzuverlässig ist?

Klimmt: Weil ich es immer gewusst habe. Er ist von einer katholischen Unbekümmertheit, während ich von meiner protestantischen Erziehung gequält bin und deswegen viel mehr Verantwortungsgefühl mit mir rumschleppe. Aber diese Unterschiede haben unser Verhältnis eher bereichert. Man schätzt ja gerade in Partnern das andere als das, was man selber ist.

SZ: Aber wenn der katholisch Unbekümmerte dann alles hinwirft, was beiden das Wichtigste ist? Haben Sie als Freund es wenigstens vor den Medien gewusst?

Klimmt: Nein. Das hat ja noch nicht mal seine Frau gewusst. Und das ist natürlich auch wieder nur zu erklären damit, dass es ein totaler Blackout war. Wenn der, wie sich das gehört, nach Hause gefahren wäre, drüber geschlafen und mit mir geredet und dann immer noch gesagt hätte: Du, ich kann nicht mehr und ich mag nicht mehr, aus den und den Gründen, dann wäre es ja auch okay gewesen. Ich bin ja nicht einmal aus allen Wolken gefallen. Es war ja für mich sowieso ein Déjà-vu.

SZ: Es war für Sie ein Déjà-vu?

Klimmt: Er ist ja nicht das erste Mal abgehauen. Der eigentliche, wirklich große Fehler lag noch weiter vorher. Das war 1990, als er es plötzlich abgelehnt hat, Parteivorsitzender zu werden. Oskar Lafontaine wäre 1994 Bundeskanzler geworden, davon bin ich überzeugt. Und dann sagt er: Mach' ich nicht. Dann kam Engholm mit bekanntem Schicksal. Dann Scharping und die Niederlage bei der Bundestagswahl. Wissen Sie ja alles. Und ich weiß seitdem: Du kannst auf ihn nicht bauen.

SZ: Aber sagt man sich unter Freunden dann nicht: Du Arsch, mach so was nie wieder, jedenfalls nicht, ohne mit mir zu reden?

Klimmt: Doch, aber das hat ja nichts genutzt.

SZ: Sie haben es ihm gesagt?

Klimmt: Ja, natürlich. Aber das ist bei ihm nun einmal eine Charaktereigenschaft. Das ist, wie wenn du einen Alkoholiker als Freund hast und der verspricht: nie, nie wieder. Und dann kommt er eben doch wieder besoffen nach Hause.

SZ: Glauben Sie, dass Oskar Lafontaine das selber weiß? Ist ihm das alles bewusst?

Klimmt: Ja.

SZ: Ich verstehe immer noch nicht, wieso Ihre Freundschaft davon nicht berührt sein soll.

Klimmt: Berührt ist sie ja. Aber ich habe doch diese Persönlichkeit, in der das alles immer schon angelegt war, als solche angenommen und nicht ein Idealbild. Kennen Sie das nicht selber auch, gerade mit guten, alten Freunden? Manchmal kann es wirklich schlimm und sehr verletzend sein. Aber man sagt doch nicht, jetzt mag ich den einfach nicht mehr.

SZ: Na, ich weiß nicht. Ich weiß nicht, ob...

Klimmt: ... also, wenn er eines Nachts anrufen und sagen würde: Du, ich stehe hier im tiefen Wald und weiß nicht, wie ich wieder wegkommen kann, mein Auto ist verreckt. Kannst du mich abholen? - Was würde ich tun: Ich würde ihn jederzeit sofort wieder abholen.

SZ: Vielleicht ist es das. Vielleicht steht Oskar Lafontaine die ganze Zeit im Wald? Können Sie ihn nicht abholen?

Klimmt: Nein! Er will ja jetzt gerade nicht abgeholt werden.

Reinhard Klimmt, 66, wurde vor fast 45 Jahren als Geschichtsstudent von dem Physikstudenten Oskar Lafontaine im Bus zur Saarbrücker Uni angesprochen mit dem Vorschlag, gemeinsam den Juso-Stadtverband aufzumischen: "Ich werde Vorsitzender, und du mein Stellvertreter!" So ist es auch gekommen, weswegen sie Reinhard Klimmt den Ausputzer genannt haben: Vierzig Jahre lang hat er Lafontaine den Rücken an der Saar frei gehalten, als Fraktionsvorsitzender, von 1996 an dann als Parteichef und, als Lafontaine Bundesfinanzminister wurde, auch als Ministerpräsident. Nach Lafontaines Rücktritt von allen Bundesämtern wurde die SPD im Saarland abgewählt. Klimmt wurde Bundesverkehrsminister und trat von diesem Posten zurück, weil er in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des FC Saarbrücken wegen Beihilfe zur Untreue verurteilt wurde. Klimmt gilt als bedeutender Sammler afrikanischer Kunst.

© SZ vom 18.10.2008/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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