Klimaschutz:Vorreiter reitet hinterher

Berlin kriegt keinen Plan gegen die Erderwärmung hin.

Von Markus Balser

Der deutsche Klimaschutzplan sollte eigentlich ein Dokument der Entschlossenheit werden. Auf dem Gipfel von Marrakesch in der kommenden Woche wollte Vorreiter Deutschland zeigen, dass sich das Ziel hierzulande umsetzen lässt, die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. So hatte es die Staatengemeinschaft letztes Jahr in Paris beschlossen. Nun aber wird von Marrakesch ein ganz anderes Signal ausgehen: Die viertgrößte Ökonomie der Erde kann zwar groß reden - aber nicht handeln.

Der Klimavorreiter Deutschland schafft es vorerst nicht, sich einen groben Fahrplan für den Abschied von Kohle, Öl und Gas, von Verschwendung und Raubbau bis 2050 zu geben. Während Kanzlerin Angela Merkel bei Gipfeln auf großer Bühne die Weltgemeinschaft gerne auf die "Dekarbonisierung" einschwört, hintertreibt ihre eigene Bundestagsfraktion in Deutschland die Umsetzung der Ziele.

Das ist gleich aus zwei Gründen ein Fiasko. Kluge Wirtschaftspolitik gäbe Unternehmen eine klare Orientierung. Die kann seit dem Klimavertrag von Paris nur noch heißen: Verabschiedet euch möglichst bald von den fossilen Energieträgern. Diese Chance droht nun zu verstreichen. Kluge Klimapolitik würde zudem jetzt beginnen, die Lücke zwischen politischem Wunschdenken und der Realität zu schließen. Stattdessen wird sie auch in Deutschland beim Klimaschutz immer größer.

© SZ vom 02.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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