Klimaschutz:Nichts geht mehr

Auf einmal entdecken die Ministerien eine Hürde nach der anderen.

Von Markus Balser

Lange ist es noch nicht her, dass in Deutschland Einigkeit über mehr Klimaschutz herrschte. Erst im September ratifizierte der Bundestag den Vertrag von Paris. Und zwar einstimmig. Den globalen Kampf gegen die Erderwärmung, den weitgehenden Abschied von Kohle, Öl und Gas bis 2050 - das alles fanden alle Fraktionen völlig richtig. In der Theorie jedenfalls.

Doch lange hielt die ebenso große wie mutige Koalition der Klimaschützer nicht. Genau genommen nur so lange, wie die Ziele unkonkret blieben. Denn in diesen Tagen, vor der Klimakonferenz in Marrakesch, wird heftig darüber gestritten, wie sie in einem praktischen Klimaschutzplan zu erreichen sind. Und plötzlich fällt den Ministerien auf, was alles nicht geht. Kein Strom mehr aus Kohlekraftwerken? Geht nicht, wegen der Jobs. Keine Autos mehr mit Benzin und Diesel? Geht nicht, mangels Alternativen. Keine Treibhausgase mehr durch die Landwirtschaft? Geht nicht, wegen der Kühe in jedem Stall. Und das alles soll sich ändern? Wenige Monate nach der mutigen Abstimmung auf großer Bühne im Parlament ist von Aufbruch in der deutschen Klimapolitik nichts mehr zu spüren. Vom Fahrplan in eine emissionsfreie Gesellschaft droht kaum etwas übrig zu bleiben. Die Bundeskanzlerin lässt die Ministerien gewähren und lehnt ein Machtwort ab. Damit wird klar: Der einst große Plan wird immer kleiner.

© SZ vom 03.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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