Klima:Grotesker Alleingang

Die USA steigen aus, die anderen müssen jetzt zusammenstehen.

Von Claus Hulverscheidt

Wenn nicht alles so traurig wäre, wenn nicht das Schicksal ganzer Länder daran hinge, dann könnte man über die Absurdität des Vorgangs einfach nur lachen: Die USA, ein Land kluger Köpfe, preisgekrönter Wissenschaftler und brillanter Techniker, steigen aus dem Pariser Klimaschutzvertrag aus und machen sich damit dümmer als sie sind. Und das alles nur, um einem selbstverliebten, mit dem Amt überforderten Präsidenten zu Diensten zu sein. Es ist grotesk.

Die einzige Hoffnung ist: Wenn die übrigen Vertragsstaaten, allen voran China und Deutschland, zusammenstehen und die Ziele des Abkommens weiter verfolgen, dann wird der tatsächliche Schaden für das Klima zunächst gering sein. Das gilt umso mehr, als auch große Teile der US-Industrie die Vereinbarung befürworten und Trumps Freibrief zur Dreckschleuderei vorerst nicht nutzen werden.

Gerade die Europäer müssen sich allerdings fragen lassen, ob sie bei ihren jüngsten Beratungen mit Trump wirklich alles unternommen haben, um ihn von seinem Irrweg abzubringen. So menschlich verständlich es wäre, wenn Merkel, Macron und Co. es nach einem kurzen Überzeugungsversuch beim Augenrollen belassen hätten: Sie werden auf Trumps Vorschlag eingehen müssen, einen neuen, veränderten Vertrag auszuhandeln - so unerträglich blasiert der Präsident auch auftreten mag. Es fällt schwer, ist aber um der Sache willen unumgänglich.

© SZ vom 02.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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