Kirche:Reformgruppen fordern vor Synodalversammlung Mut

Lesezeit: 1 min

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Frankfurt/Main (dpa) - Vor der entscheidenden Konferenz im Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland haben Vertreter von Reform- und Frauengruppen Mut von den Beteiligten gefordert. Maria Flachsbarth, Präsidentin des katholischen Deutschen Frauenbunds, appellierte am Dienstag an die Teilnehmer der Vollversammlung des Synodalen Wegs, „mutig zu Beschlüssen zu kommen, die dazu beitragen, die systemischen Ursachen für sexuellen und spirituellen Missbrauch im Raum der Kirche zu beseitigen“. Sie betonte: „Wir akzeptieren nicht länger die bestehenden kirchlichen Machtverhältnisse, in denen Frauen nur, weil sie Frauen sind, von allen geistlichen Ämtern ausgeschlossen sind.“

Jens Ehebrecht-Zumsande von „Out in Church“ begrüßte die Änderungen im Arbeitsrecht der katholischen Kirche in Deutschland, die queeren Mitarbeitern der Kirche nicht länger mit Ausschluss drohten. Nötig seien aber auch Änderungen im Katechismus, da homosexuelle Beziehungen und andere queere Lebensformen dort noch immer als Sünde bezeichnet würden. Zudem blieben auch nach der Änderung des Arbeitsrechts immer noch Fragen für Transmenschen und nicht binäre Personen offen.

Auslöser des Reformprozesses Synodaler Weg war der Missbrauchsskandal, der das Vertrauen auch vieler kirchentreuer Katholiken in ihre Kirche tief erschütterte. In Frankfurt/Main tritt ab Donnerstag zum fünften und letzten Mal die Synodalversammlung zusammen. Sie umfasst 230 Personen aus allen Bereichen des katholischen Lebens. Allerdings zählen in erster Linie die 67 Bischöfe. Sie können Beschlüsse auch gegen eine Mehrheit der Synodalen kippen, wenn keine Zweidrittelmehrheit der Bischöfe zustande kommt.

Auf der vierten Synodalversammlung hatte das Scheitern der Abstimmung über einen Text der kirchlichen Sexualmoral aufgrund des Votums der Bischöfe zum Eklat geführt. Die Reformgruppen schlossen am Dienstag auch einen großen Knall auf der letzten Vollversammlung nicht aus. „Wir bieten allen Bischöfen noch eine letzte Chance“, sagte Monika Humpert von der Frauenbewegung „Maria 2.0“. „Und wenn sie die nicht haben wollen, dann war's das.“

Optimistischer gab sich Christian Weisner von „Wir sind Kirche“, der keinen Weg zurück vom eingeschlagenen Reformprozess sieht. „Selbst wenn der Synodale Weg grandios scheitern sollte - die Texte, die hier verabschiedet wurden, die werden bleiben.“

© dpa-infocom, dpa:230307-99-863362/2

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: