Abschied aus dem Amt: Als scheidender Außenminister zeigt Klaus Kinkel 1998 auf seinen Platz in der Ahnengalerie. Am Montag ist der ehemalige FDP-Vorsitzende im Alter von 82 Jahren gestorben. Er war lange eine der prägenden Figuren der Bundespolitik.
Sein politischer Aufstieg begann 1970 im Innenministerium, als persönlicher Referent von Minister Hans-Dietrich Genscher, der Kinkel als seinen politischen Ziehsohn betrachtete. Trotzdem blieben die beiden bis zum Schluss beim Sie.
Es folgte eine Reihe von wichtigen Ämtern: Kinkel leitete von 1979 bis 1982 als erster Zivilist den Bundesnachrichtendienst. Auch in der Politik stieg er auf, er wurde Justizminister (1991-92) und leitete das Außenministerium in der Zeit nach dem Zusammenbruch des Ostblocks. Das Bild zeigt ihn im Paternoster im Auswärtigen Amt in Bonn.
Klaus Kinkel (Mitte) im April 1981 neben Franz Josef Strauß und Helmut Schmidt bei einer Jubiläumsfeier des Bundesnachrichtendienstes. Kinkel war damals BND-Präsident.
Als erster bundesdeutscher Außenminister besuchte er 1993 Vietnam. Außerdem empfing er als erster Bundesaußenminister den Dalai Lama als Oberhaupt der Tibeter, gegen den Widerstand Chinas.
In seine Amtszeit als Außenminister fällt auch das Massaker an 8000 Bosniaken durch die Armee der Republika Srpska im Juli 1995 in Srebrenica. Hier ist Kinkel 1996 an Bord der Transall-Maschine zu sehen, die den damaligen Minister nach Ende des Krieges in die bosnische Hauptstadt Sarajevo flog.
Kinkel war außerdem fünf Jahre lang als Vizekanzler der Stellvertreter von Bundeskanzler Helmut Kohl.
In die FDP trat Kinkel erst spät ein, 1991 wurde er Parteimitglied. Zwei Jahre später leitete er die Partei als Bundesvorsitzender, bis zum Juni 1995.
Kinkel kurz vor der Bundestagswahl 1998: Damals wechselte die Regierung. Helmut Kohls schwarz-gelbes Kabinett wurde abgewählt und Gerhard Schröder der neue Kanzler. Kinkel saß noch bis 2002 im Bundestag, zog sich dann aus der Bundespolitik zurück, arbeitete als Rechtsanwalt und engagierte sich für Menschen mit Behinderung.
Zuletzt lebte Kinkel bei Bonn. Er war verheiratet und hatte vier Kinder.