Khashoggi:Trumps Dilemma

Warum der US-Präsident kein kritisches Wort verliert.

Von Christian Zaschke

Die Erkenntnisse des Geheimdienstes CIA stellen US-Präsident Donald Trump vor ein Problem. Sollte sich herausstellen, dass der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman für die Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi verantwortlich ist, kann das nicht folgenlos bleiben. Trump hat jedoch kein Interesse daran, die Beziehungen zu Saudi-Arabien zu belasten. Er betrachtet das Land als wichtigen Verbündeten.

Dazu kommt eine pikante Tangente. Der Kronprinz pflegt engste Beziehungen zu Trumps Schwiegersohn Jared Kushner. Das ist einer der Gründe dafür, warum Trump sich bisher dagegen wehrt, auch nur ein schlechtes Wort über bin Salman zu verlieren. Erwiese sich der Kronprinz als Auftraggeber eines Mordes, würde das nicht nur die Beziehungen der beiden Länder schwer belasten, es würfe auch ein schlechtes Licht auf Trumps Familie. Wie man den Präsidenten kennt, bereitet ihm Letzteres die größeren Sorgen.

Trump kommt mit Autokraten besser zurecht als mit vielen demokratisch gewählten Regierungschefs. Sollten sich die Erkenntnisse der CIA als wahr herausstellen, muss er allerdings Stellung beziehen. Er muss sich dann überlegen, ob er tatsächlich gute Beziehungen zu einem Mann unterhalten will, der seine Kritiker im wahrsten Sinne des Wortes mundtot macht.

© SZ vom 19.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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