Katalonien:Mehr Vernunft

Um den Konflikt zu lösen, muss sich jetzt auch Madrid bewegen.

Von Thomas Urban

Zweifellos ist es endlich ein vernünftiger, ein konstruktiver Vorschlag aus Madrid: Die katalanische Krise solle durch Neuwahlen in der Region gelöst werden. Es ist auch ein Ausweg für die Regionalregierung in Barcelona. Denn das von ihr vorangetriebene illegale Referendum über die Unabhängigkeit Kataloniens taugt wegen der geringen Beteiligung nicht als Nachweis, dass sie die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich hat. Ebenso wenig ist es ihr gelungen, Unterstützung aus der EU für die geplante Abspaltung vom Königreich Spanien zu bekommen.

Madrid aber sollte nun in einem Punkt nachgeben: Die Strafverfahren gegen katalanische Aktivisten sollten eingestellt werden. Falls sich stattdessen die Verfechter eines harten Kurses damit durchsetzen, die wichtigsten katalanischen Regionalpolitiker von Neuwahlen auszuschließen und sie mit Strafverfahren zu überziehen, so wird sich der Konflikt weiter verschärfen.

Auch sollte die spanische Regierung eine klare Perspektive für die Neuverhandlung des intransparenten und unausgegorenen Finanzausgleichs zwischen den Regionen aufzeigen, bei dem sich die Katalanen keineswegs grundlos benachteiligt fühlen. Nicht zuletzt: In Madrid sollte man sich sehr gründlich darüber Gedanken machen, warum die junge Generation in Katalonien sich von Spanien abwendet. Und man sollte bei der Ursachenforschung in Madrid beginnen.

© SZ vom 07.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: