Kanzlerkandidatur:Ja. Nein. Vielleicht.

Sigmar Gabriel will Kanzler werden. Oder doch nicht?

Von Christoph Hickmann

Sigmar Gabriel will also Bundeskanzler werden, so hat er es dem Stern gesagt. Das ist einerseits bemerkenswert, weil er einer solchen Positionierung bislang gern mit dem Hinweis auswich, derzeit stehe dies nicht zur Debatte. Andererseits ist es aber auch das Mindeste an Machtwillen, was man von einem SPD-Vorsitzenden erwarten darf. Wer die Sozialdemokratie anführt, muss sich auch in Zeiten der 25-Prozent-Ergebnisse die Kanzlerschaft zutrauen. Ohne Wenn und Aber. Und da fängt das Problem an.

Liest man Gabriels komplette Aussage, fällt gleich das nächste "Wenn" ins Auge: Natürlich wolle er Kanzler werden, "wenn die SPD mich aufstellen will". Das kann man nun höflich finden oder als notwendige Demutsgeste gegenüber seiner Partei deuten, die sich ungern Dinge vorschreiben oder Kandidaten vorsetzen lässt. Tatsächlich aber steckt in diesem "Wenn" auch Gabriels inneres Zweifeln und Zaudern - zumal er weiter einschränkt, dass die Kandidatenfrage nicht von seiner "persönlichen Eitelkeit" abhängen solle.

Schon einmal, 2013, hat er einen anderen ins Rennen geschickt. Seine Beliebtheitswerte haben sich seither nicht so verbessert, dass er es derzeit mit der Kanzlerin aufnehmen könnte. Und er registriert, dass diese Kanzlerin in Bedrängnis ist, die SPD davon aber nicht profitiert. Hilft alles nichts: Diesmal muss Gabriel ran - schon weil bislang kein anderer will. Er sollte sich an den Gedanken gewöhnen.

© SZ vom 29.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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