Kämpfe im Tschad:Frankreich bringt hunderte Ausländer in Sicherheit

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Wegen der Kämpfe werden hunderte Ausländer ausgeflogen. Die Lage in der Hauptstadt N'Djamena spitzt sich weiter zu, der Präsident verschanzt sich.

Die tschadischen Rebellen bringen mit ihrer Offensive in der Hauptstadt N'Djamena die Regierung von Präsident Idriss Déby zunehmend in Bedrängnis. Bei den Kämpfen wurden am Sonntag auch schwere Waffen und Hubschrauber eingesetzt. Französische Experten schätzten die Zahl der gut bewaffneten Angreifer auf 1500 bis 2000.

In Bedrängnis: Der Präsident des Tschad, Idriss Déby, hat sich in seinem Palast verschanzt. (Foto: Foto: dpa)

Déby könne sich auf bis zu 3000 Getreue stützen, sagte der französische Verteidigungsminister Hervé Morin am Sonntag im Rundfunk. Nach seinen Informationen sei Débys Oberbefehlshaber bei den Kämpfen getötet worden. "Déby ist immer noch Präsident", sagte Morin. Doch man stehe offenbar unmittelbar vor einer Entscheidung.

Frankreich hatte dem Sender RTL zufolge dem im Präsidentenpalast verschanzten Präsidenten vergeblich angeboten, ihn außer Landes zu bringen. In der Nacht zum Sonntag brachten französische Soldaten mit Transall- und Hercules-Flugzeugen fast 400 Ausländer in Sicherheit nach Gabun. Darunter waren viele Franzosen.

Alle betroffenen Personen hätten das Land ausdrücklich verlassen wollen, sagte Frankreichs Verteidigungsminister Herve Morin am Sonntag dem Radiosender Europe 1.

Bereits seit Freitag werde die Sicherheit des Flughafens N'Djamena von französischen Truppen gewährleistet, sagte Armeesprecher Christophe Prazuck.

Das Auswärtige Amt in Berlin beobachtet nach eigenen Angaben "die Situation weiterhin mit größter Aufmerksamkeit". "Nach Regierungsangaben befindet sich im Tschad eine niedrige dreistellige Zahl deutscher Staatsbürger, von denen ein Teil gegebenenfalls aus dem Land gebracht würde", sagte ein Sprecher. "Wir bereiten uns gemeinsam mit unseren europäischen Partnern auf Evakuierungsmaßnahmen vor."

Nach Schätzungen aus N'Djamena leben im Tschad etwa 100 Deutsche, von denen ein Teil mit Einheimischen verheiratet ist, davon 20 bis 30 in der Hauptstadt.

Die Kämpfe stellen auch die Stationierung der europäischen Truppe zum Schutz der Flüchtlinge in Osttschad und der Zentralafrikanischen Republik (Eufor) infrage. Die Entsendung der 3700 Soldaten sei "bis Mittwoch suspendiert" worden, sagte Morin. Frankreich schließt ein Eingreifen in seiner ehemaligen Kolonie aus.

Das Militärabkommen verpflichtet die Franzosen nur, die Regierung über feindliche Truppenbewegungen zu unterrichten und logistische und medizinische Hilfe zu leisten. Unklar ist, wie die Rebellen mit ihren 300 Fahrzeugen rund 700 Kilometer von der sudanischen Grenze bis N'Djamena fahren konnten, obwohl das Gebiet ständig von französischen Aufklärern der Typen Mirage F1 CR und Atlantic II überwacht wird.

Frankreich hat jetzt 1900 Soldaten im Tschad, davon 1600 in N'Djamena. Seit 1986 sind 1300 Mann in dem Wüstenstaat stationiert. Dazu kommen zwei Fallschirmjägerkompanien, die Paris als Verstärkung aus Gabun verlegt hat, und französische Vorauskontingente der Eufor.

© dpa/Reuters/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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