Japan:Tokio ist mitschuldig an der Katastrophe von Fukushima

Bereits zum zweiten Mal bestätigt ein Gericht, dass die Regierung eine Verantwortung für das Nuklear-Unglück von 2013 trägt. Den Klägern spricht es eine Entschädigung von fast vier Millionen Euro zu.

Die japanische Regierung hätte nach Ansicht eines Gerichts die Atomkatastrophe von Fukushima vorhersehen und verhindern können. Das Bezirksgericht von Fukushima verurteilte die Regierung sowie den AKW-Betreiber Tepco am Dienstag zu Entschädigungszahlungen in Höhe von insgesamt umgerechnet 3,8 Millionen Euro für Anwohner. Pro Kopf sollen die Anwohner demnach bis zu knapp 2800 Euro erhalten. Monatliche Entschädigungszahlungen lehnten die Richter dagegen ab.

Im März hatte bereits ein anderes Gericht in Maebashi sowohl die Regierung als auch Tepco für das Unglück verantwortlich gemacht. Im September wies das Bezirksgericht von Chiba bei Tokio dagegen allein dem AKW-Betreiber die Verantwortung zu.

Im Atomkraftwerk von Fukushima war im März 2011 infolge eines schweren Erdbebens und folgendem Tsunami das Kühlsystem ausgefallen. Daraufhin kam es in mehreren Reaktoren zu einer Kernschmelze. Drei der sechs Reaktoren wurden bei der Katastrophe zerstört, das Gebiet im weiten Umkreis wurde radioaktiv verseucht, es ist seither unbewohnbar. Es war die weltweit größte Atomkatastrophe seit dem Unglück von Tschernobyl 1986.

Seither verklagten rund 12 000 Anwohner Tepco und Japans Regierung auf Entschädigung. Seit Juni läuft zudem ein Strafverfahren gegen drei ehemalige Manager von Tepco. Das Bezirksgericht von Fukushima kam zur Feststellung, dass die Regierung es unterlassen habe, Tepco aufzufordern, Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern, obwohl man schon 2002 gewusst habe, dass in der Region das Risiko eines massiven Tsunami bestehe. Vor einigen Tagen bestand Tepco erstmals seit der Atomkatastrophe Sicherheitschecks zur Inbetriebnahme von zwei Reaktoren. Sie entsprächen den neuen Sicherheitsstandards, so die Aufseher. Die Behörde erteilte eine vorläufige Genehmigung für die Reaktoren im AKW Kashiwazaki-Kariwa.

© SZ vom 11.10.2017 / AFP, AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: