Japan:Kaiserlicher Sparvorschlag

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Um seine baldige Krönung gibt es Streit: Prinz Naruhito. (Foto: AFP)

Der Bruder von Japans Kronprinz erzürnt die Nationalisten mit einem Sparvorschlag: Ausgerechnet bei der Inthronisierung seines Bruders soll gespart werden.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Im Jahr 2019 soll Kronprinz Naruhito zum 126. Kaiser Japans gekrönt werden. Damit verbunden sind einige Rituale, darunter das Daijosai, ein aufwendiges und kostspieliges Erntedankfest der Shinto-Religion. Ausgerechnet der Bruder des Kronprinzen hat nun in Japan eine Debatte über die Finanzierung entfacht. Die Feier solle nicht vom Staat, sondern aus einer kaiserlichen Schatulle bezahlt werden, sagte Prinz Akishino bei der üblichen Pressekonferenz, zu der das kaiserliche Hofamt am Vorabend seines Geburtstags lud. Andernfalls liege ein Verstoß gegen die von der Verfassung vorgesehene Trennung von Religion und Staat vor. Japans Nationalisten sind empört.

Nach einem Reinigungsbad wird der neue Kaiser bei dem Fest als Shinto-Priester der Sonnengöttin Amaterasu heiligen Reis, Sake und Fisch opfern. Selber isst er auch von diesem Reis. Damit vereinigt er sich, so der Mythos, symbolisch mit der Sonnengöttin. Das macht ihn zum Mittler zwischen ihr und den Japanern. Für das Daijosai-Fest werden eigens Hütten mit Reetdächern errichtet, der Reis wird speziell gezogen. Und natürlich gibt es Bankette. Prinz Akishino, immerhin Nummer zwei in der Thronfolge, findet: "Es sollte von den laufenden Spesen der kaiserlichen Familie bestritten werden. Und sich in einem bezahlbaren Rahmen bewegen."

Damit widersprach der künftige Kronprinz der Regierung von Premier Shinzo Abe. Trotz des religiösen Inhalts will diese das Daijosai aus der Staatskasse finanzieren. Ohnehin scheint Abe wenig von der Trennung von Staat und Religion zu halten. Er setzt sich auch mit den Pilgerfahrten seiner Regierung zum Ise-Schrein über sie hinweg, dem höchsten Heiligtum des Shintoismus. Andererseits möchte er dem Kaiser, zur Zeit nur das "Symbol" Japans, wieder eine politische Rolle geben.

Die Mitglieder des japanischen Kaiserhauses dürfen sich nicht politisch äußern. Prinz Akishino könnte also seinerseits gegen die Verfassung verstoßen haben. Noch nie hat ein Mitglied der Kaiserfamilie eine Regierung so direkt kritisiert. Wie Kaiser Akihito treten auch seine beiden Söhne betont sanft auf und betonen, sie fühlten sich dem einfachen Volk verbunden. In leisen Andeutungen haben sie sich sogar schon gegen die Nationalisten abgegrenzt, die von einem remilitarisierten Japan träumen. Von Kaiser Akihito weiß man, dass er Südkorea zur Versöhnung besuchen wollte, was die Regierung jedoch nicht zuließ.

Prinz Akishino ist der Vater des zwölf-jährigen Prinzen Hisahito, des einzigen männlichen Enkels des abtretenden Kaisers. Großhofmeister Shinichiro Yamamoto sagte nach der Pressekonferenz, es habe ihn "geschmerzt", die Worte des Prinzen zu hören. Dieser sagte, er habe seine Überlegungen dem Hofamt dargelegt. "Doch sie wollten mir nicht zuhören". Das finde er "äußerst bedauerlich." Normalerweise liest die Kaiserfamilie vorgeschriebene Erklärungen ab.

© SZ vom 04.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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