Italien:Späte Wende

Endlich korrigiert Italien die brutal harten Asyldekrete Salvinis.

Von Oliver Meiler

Traurig, ja morbide wirken die Bilder von Quarantäneschiffen für Bootsflüchtlinge. Da wagen sich Menschen auf Schaluppen übers Mittelmeer. Oft dauert ihre Reise tagelang, sie werden vom Wind gepeitscht, von Wellen getrieben. Wenn diese Flüchtlinge dann in Italien ankommen, werden sie auf ein anderes Schiff gebracht - unter Zwang, für die Quarantäne. Weit weg von der Küste, in internationalen Gewässern, im rechtlichen Ungefähr.

Und dennoch: Vielleicht ist das die gescheiteste Option, für alle. Manche Migranten haben sich in Lagern in Libyen mit Corona angesteckt. Auf den gut ausgestatteten Schiffen können sie behandelt werden, Italien schickt Ärzte und Pfleger. So kann verhindert werden, dass sie das Virus nach Kalabrien und Sizilien bringen, wo sich die Seuche bisher kaum ausgebreitet hat. Auch politisch ist es wichtig, dass die Lage unter Kontrolle bleibt: So kann Matteo Salvini, der Rechtspopulist im momentanen Abseits, sein liebstes Thema nicht befeuern. Es birgt noch Sprengkraft, gerade im Mix mit Corona.

Salvinis Gegner fürchten sein Comeback. Fast ein Jahr hat die neue Regierung aus Sozialdemokraten und Cinque Stelle gebraucht, bis sie nun Salvinis unmenschlich harte Asyldekrete korrigiert und die Millionenbußen gegen Seenotretter aufhebt. Traurig lange.

© SZ vom 16.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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