Israel:Unvollendete Tatsachen

In Jerusalem hat Premier Netanjahu den Bau einer Mauer nach zehn Metern gestoppt. In Beerschewa sterben zwei Menschen.

Von Peter Münch

Die Mauer war schnell errichtet im Jerusalemer Vorort Dschabel Mukaber, doch der Streit über diesen Bau dürfte lange nachwirken. Die aneinandergereihten Betonblöcke sollen die Bewohner eines jüdischen Viertels vor Steinwürfen und Brandbomben aus der arabischen Nachbarschaft schützen. Zehn Meter lang und fünf Meter hoch war der Schutzwall nach einem Tag, 300 Meter waren geplant - doch dann stoppte Premierminister Benjamin Netanjahu das Vorhaben. Denn die Mauer mitten in Jerusalem wäre ein Symbol der Teilung, und diesen Eindruck will Israels Regierung unbedingt vermeiden. Auch der von israelischen Medien beschriebene Plan, den arabischen Vorort Issawijeh komplett abzuriegeln, dürfte damit erst einmal wieder in den Schubladen verschwinden. Was bleibt, sind die neu errichteten Straßensperren und Checkpoints zu den arabischen Vierteln, die de facto die Lebenswelten der Juden und Araber in Jerusalem trennen. Wie aufgeheizt die Stimmung im ganzen Land ist, belegt überdies ein Vorfall aus der Wüstenstadt Beerschewa, wo ein arabischer Attentäter im Busbahnhof einen Soldaten erschoss und mehr als zehn weitere Menschen verletzte, bevor er selbst getötet wurde. Zu Tode kam dabei auch ein Eritreer, der fälschlicherweise für einen Komplizen des Angreifers gehalten wurde. Ein Wachmann schoss ihn nieder. Überwachungskameras haben festgehalten, wie der Verletzte daraufhin von einem wütenden Mob mit Schlägen und Tritten traktiert wurde.

© SZ vom 20.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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