Israel:Tödliche Eskalation

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Seit Vorlage des US-Nahostplans nehmen die Auseinandersetzungen zwischen Israel und Palästinensern zu. Am Donnerstag starben vier Menschen.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv

Trauermarsch für einen palästinensischen Polizisten in Jenin. Ein 19 Jahre alter Jugendlicher war am Donnerstag bei einer Auseinandersetzung mit der israelischen Armee gestorben. Eine Kugel traf auch den unbeteiligten Polizisten tödlich. (Foto: Jaafar Ashtiyeh/AFP)

Rund eine Woche nach der Präsentation des US-amerikanischen Nahostplans eskaliert der Konflikt zwischen Israel und Palästinensern. Binnen weniger Stunden wurden am Donnerstag vier Tote und mehrere Attentate gemeldet. Einer der Getöteten ist ein 19-jähriger Palästinenser, der bei Auseinandersetzungen mit der israelischen Armee in Jenin starb. Eine Kugel traf auch einen palästinensischen Polizisten tödlich. Zuvor war in Hebron ein 17-jähriger Palästinenser, der an einer Demonstration gegen den Friedensplan teilgenommen hatte, erschossen worden.

Die israelische Armee gab am Donnerstag die Entsendung weiterer Kampftruppen ins Westjordanland bekannt. Zwei Angriffe hatte es zuvor in Jerusalem gegeben: Ein Auto fuhr in eine Gruppe von israelischen Soldaten, zwölf von ihnen wurden verletzt, einer befand sich am Donnerstag in kritischem Zustand. Nach dem Attentäter wurde am Donnerstag im Raum Bethlehem im Westjordanland gefahndet, schließlich gab das Militär seine Festnahme bekannt. In Bethlehem kam es zu Auseinandersetzungen zwischen israelischen Einsatzkräften und Palästinensern mit rund 80 Verletzten. Bei einem weiteren Vorfall verletzte ein arabischer Israeli aus Haifa einen Grenzpolizisten mit einem Messer in Jerusalem und wurde von israelischen Uniformierten erschossen. Zu einem Schusswechsel kam es auch nahe einer Siedlung bei Ramallah im Westjordanland. Seit der Präsentation des Nahostplans am Dienstag vor einer Woche feuerten militante Palästinenser aus dem Gazastreifen fast jede Nacht einzelne Raketen und Mörsergranaten auf Israel und schickten mit Sprengstoff beladene Ballons über die Grenze. Die israelische Armee bombardierte als Reaktion Ziele in der Küstenenklave. Nach Einschätzung der Armee steckt dahinter der Islamische Dschihad, die zweitgrößte Gruppe im Gazastreifen. "Wir rufen zu einer Eskalation der Konfrontationen mit der (israelischen) Besatzung und ihren Siedlern auf und dazu, ihren Angriffen auf unser Land und unsere heiligen Stätten entgegenzutreten", hieß es in einer Stellungnahme der dort herrschenden Hamas.

Unruhe schüren in Israel auch Berichte, wonach Hamas-Chef Ismail Hanija nach Auslandsreisen nicht mehr in den Gazastreifen zurückkehren, sondern sich bis Jahresende in Katar niederlassen will. Er will damit Reisebeschränkungen entgehen. Hanija ist über Ägypten ausgereist. Dort soll man sauer darüber sein, dass Hanija in den Iran gereist ist. Ägypten versucht, einen dauernden Waffenstillstand zwischen Hamas und Israel zu vermitteln.

Der von US-Präsident Donald Trump präsentierte Friedenplan sieht zwar einen palästinensischen Staat vor, aber ohne Hauptstadt Jerusalem. Außerdem soll Israel das Jordantal und die Siedlungen im Westjordanland annektieren können. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat sich inzwischen dem US-Druck gebeugt und sein Versprechen gebrochen, noch vor der Parlamentswahl am 2. März Annexionen vorzunehmen.

© SZ vom 07.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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