Israel:Sensoren gegen Grenztunnel

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Die Armee installiert an der Grenze zu Libanon ein unterirdisches Überwachungssystem. Israel will so eine militärische Eskalation verhindern.

Von Alexandra Föderl-Schmid

Die israelische Armee hat am Sonntag damit begonnen, entlang der Grenze zu Libanon ein unterirdisches Überwachungssystem zu installieren. Sensoren sollen auf akustische und seismische Signale reagieren. Damit will Israel frühzeitig den Bau von Tunnel entdecken. Vor etwas mehr als einem Jahr hatte die Armee insgesamt sechs Tunnel aufgespürt und zerstört. Nach Einschätzung der israelischen Armee hatte die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah die Tunnel gegraben und Attacken auf israelische Zivilisten geplant. Nach Angaben von Armeesprecher Jonathan Conricus gibt es aber derzeit keine Hinweise auf weitere Tunnel. Das neue System sei eine Vorsichtsmaßnahme. Truppenverstärkungen seien derzeit nicht geplant.

Die an der Grenze eingesetzte UN-Friedensmission Unifil mit 10 500 Soldaten wurde vorab über das Projekt informiert. Unifil hatte die Existenz von drei grenzüberschreitenden Tunneln bestätigt und einen Verstoß gegen Resolutionen des UN-Sicherheitsrats festgestellt. Libanon und Israel hatten den Krieg 2006 mit einem Waffenstillstand beendet.

Die Bauarbeiten, die im Ort Misgav Am gestartet wurden, sollen rund zwei Monate dauern. An einer bis zu neun Meter hohen und rund 130 Kilometer langen Sperranlage entlang der Grenze zu Libanon wird schon länger gearbeitet.

Nach Einschätzung der israelischen Armee wächst die Gefahr einer militärischen Eskalation im Norden durch Aktivitäten Irans in Syrien und in Libanon. Mitte vergangenen Jahres hatte die israelische Armee darauf aufmerksam gemacht, dass die Hisbollah-Miliz mit Hilfe Irans Präzisionsraketen in Libanon herstellt, die Ziele bis auf wenige Meter Abweichung anvisieren können. Sie sind damit genauer als die bisher verfügbaren Raketen der Hisbollah, deren Bestand die israelische Armee auf rund 130 000 schätzt. Zum Vergleich: Im Gazastreifen werden etwa 20 000 Raketen vermutet. Dort wird mit einer unterirdischen Barrikade entlang der 65 Kilometer langen Grenze versucht, den Bau von Tunneln zu verhindern. Diese Sperranlage soll in diesem Jahr fertiggestellt werden.

© SZ vom 20.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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