Israel:Gefahr aus der Partei

Im Likud gärt es. Der Premier hat zu viel versprochen.

Von Alexandra Föderl-Schmid

Im Likud gärt es: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu musste sogar die Vereidigung seiner Regierung verschieben, weil ihm Mitstreiter in seiner Partei die Gefolgschaft verweigert haben. Sie fühlen sich ausgenutzt und ausgebremst. Wie schon so oft, hat Netanjahu zu vielen vieles versprochen.

Den Rivalen Benny Gantz hat Netanjahu auf seine Seite gezogen mit dem Zugeständnis, die Hälfte der Ministerposten besetzen zu können. Auch wenn das am Sonntag vereidigte Kabinett auf 36 Minister und 16 Vizeminister aufgebläht wurde und das größte in der Geschichte ist, konnte Netanjahu nicht alle Versprechen einlösen. Er musste Weggefährten verprellen, die sich in den vergangenen Monaten hinter ihn gestellt haben. Aber auch die engsten Begleiter durften nun erkennen, dass es Netanjahu immer nur um eines geht: seinen Machterhalt und seit den Korruptionsanklagen auch um seine Straffreiheit.

Seiner Basis kann sich Netanjahu nun nicht mehr sicher sein. Das ist Zeichen des innerparteilichen Machtverlusts. Seine Widersacher Gideon Saar und Nir Barkat konnte er nicht ins Kabinett einbinden. Die Entwicklung in der eigenen Partei könnte Netanjahu also gefährlicher werden als die politischen Konkurrenten, die für Ministerposten Ideale verraten und ihm eine weitere Amtszeit ermöglicht haben.

© SZ vom 18.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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