Israel:Etappensieg

Netanjahu hat sich noch einmal die Macht in der eigenen Partei gesichert. Aber das Ende seiner Ära zeichnet sich schon ab.

Von Alexandra Föderl-Schmid

Eine verlorene Wahl, zwei gescheiterte Versuche einer Regierungsbildung, drei Anklagen wegen Korruption: All das geht auf das Konto des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Dennoch votierte eine klare Mehrheit in seiner rechtsnationalen Likud-Partei für ihn als Vorsitzenden und damit als Spitzenkandidaten für die nächste Wahl. Im Likud wurde die Chance für einen personellen Neuanfang nicht genutzt. Netanjahu hat die Partei, die er seit 14 Jahren führt, weiter fest im Griff. Bei seinen Anhängern verfängt die Argumentation, er sei das Opfer einer Hexenjagd und nur er könne für Israels Sicherheit sorgen.

Das Duell mit Gideon Saar um den Parteivorsitz konnte Netanjahu so deutlich wie erwartet für sich entscheiden. Er hat gekämpft und all jene, die ihn bereits abgeschrieben hatten, eines Besseren belehrt. Ein Votum für Saar jenseits der 30 Prozent hätte ihn geschwächt. Aber auch Saar profitiert trotz der Niederlage. Der 53-Jährige hat sich für die Zeit positioniert, in der die Ära des 70-jährigen Netanjahu zu Ende ist.

Netanjahu hat nur einen Etappensieg errungen. Über sein politisches Schicksal entscheiden alle Israelis am 2. März. In den Umfragen zeigt sich, dass die Mehrheit Netanjahu dafür verantwortlich macht, dass es eine dritte Wahl binnen eines Jahres gibt. Das blau-weiße Bündnis vergrößert sukzessive den Vorsprung vor dem Likud. Verliert Netanjahu diese Wahl erneut, wird er auch im Likud seinen Platz räumen müssen.

© SZ vom 28.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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