Die Arbeitspartei in Israel hat einen neuen Vorsitzenden: Amir Peretz führt zum zweiten Mal die traditionsreiche Awoda und wird auch ihr Spitzenkandidat bei der Parlamentswahl am 17. September. Rund 65 000 Parteimitglieder waren aufgerufen, sich an der Vorwahl zu beteiligen. Rund die Hälfte gaben einen Stimmzettel ab, davon wiederum votierten 47 Prozent für Peretz. Er hatte die Partei zwischen 2005 und 2007 bereits einmal geleitet und zuletzt vor zwei Jahren im Duell um den Parteivorsitz gegen Avi Gabbay verloren.
Diesmal setzte sich der 67-Jährige gegen die zwei Jungstars der Awoda durch, Stav Shaffir und Itzik Shmuli, die jeweils 26 Prozent der Stimmen erreicht hatten. Die beiden Politiker in den Dreißigern waren Sprecher der sozialen Protestbewegung in Israel und zuletzt auf den Listenplätzen drei und vier gewählt worden. Die Parteibasis entschied sich mehrheitlich für den erfahrenen Politiker Peretz, der seit 30 Jahren in der Knesset sitzt und der längstdienende Abgeordnete ist. Er hat auch Regierungserfahrung als Verteidigungs- und Umweltminister und war Chef der israelischen Gewerkschaft Histadrut.
Während seiner Zeit als Parteichef erreichte die Awoda bei der Wahl 2006 insgesamt 19 der 120 Sitze in der Knesset. Bei der Wahl vergangenen April stürzte die Partei von 24 auf den historischen Tiefstand von sechs Sitzen ab, nachdem ihr Vorsitzender Gabbay zuvor das Bündnis mit der Partei von Tzipi Livni überraschend aufgekündigt hatte. Peretz kündigte an, Allianzen eingehen zu wollen: Die "erste und wichtigste Sache, die zu tun ist", sei es nun, den "Mitte-links-Block zu vereinen".
Diesen Ball griff gleich ein anderer ehemaliger Awoda-Vorsitzender auf, Ehud Barak. Er hatte in der Vorwoche die Gründung einer noch namenlosen Partei angekündigt und richtete sich direkt an Peretz: "Ich glaube, wir können das machen, was notwendig ist, und zusammenstehen, um gemeinsam mit anderen Kräften Israel zurück auf den richtigen Pfad zu führen."
Auch der neue Chef der linken Meretz-Partei, Nitzan Horowitz, kündigte für die nächsten Tage Gespräche mit Peretz an. "Wir von Meretz sind bereit, mögliche Kooperationen für den Erfolg der israelischen Linken zu diskutieren." Horowitz hatte vergangenen Donnerstag das parteiinterne Rennen gegen die bisherige Parteichefin Tamar Zandberg gewonnen. Ihr war vorgeworfen worden, dass sie bei der Wahlkampagne zu sehr ihre eigene Person in den Vordergrund gestellt hatte. Der 54-jährige ehemalige Journalist ist der erste bekennende Homosexuelle, der eine Partei in Israel führt. Er trat mit einem Bekenntnis zu Allianzen zur internen Wahl an.