Israel:Er sieht es nicht ein 

Netanjahu hat die Wahl verloren. Das akzeptiert er nicht.

Von Alexandra Föderl-Schmid

Premierminister Benjamin Netanjahu wollte eine Show veranstalten. Er forderte Generalstaatsanwalt Avichai Mandelblit auf, die Anhörung zu den Korruptionsvorwürfen gegen ihn solle live im Fernsehen übertragen werden. Der Jurist reagierte kühl: Es gehe nicht darum, die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Beleidigt verzichtete Netanjahu auf den Auftritt und ließ ein Dutzend Anwälte aufmarschieren.

Netanjahu will einfach nicht wahrhaben, dass er von der Staatsanwaltschaft wie ein normaler Staatsbürger behandelt wird. Er fühlt sich sakrosankt. Mit seinen Attacken versucht er, die Glaubwürdigkeit der Justiz zu untergraben. Aber Mandelblit und sein Team verrichten weiter ihre Arbeit und zeigen damit: Der Rechtsstaat in Israel funktioniert. Zum Glück funktionieren auch andere Kontrollmechanismen. Eine Woche vor der Wahl am 17. September wollte Netanjahu offenbar einen Krieg gegen die Hamas beginnen. Nur weil sich die Armeeführung quer legte, wurde eine Militäraktion im Gazastreifen verhindert.

Netanjahu will auch nicht akzeptieren, dass er die Wahl verloren hat. Ihm geht es jetzt vor allem darum, sein politisches Amt zu nutzen, um sich vor dem drohenden Gefängnis zu retten. Damit ist er mittlerweile zu einer Gefahr für das Land geworden.

© SZ vom 04.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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