Iran-USA:Öl ins Feuer

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Vier Tanker sind inmitten der Spannungen zwischen Washington und Teheran am Golf angegriffen worden. Die Arabische Liga warnt vor einer Verschärfung der Lage.

Von Paul-Anton Krüger, München

Der getroffene saudische Tanker Amjad am Montag vor der Golfküste. Verletzt wurde niemand, aber der Schaden ist groß, auch politisch. (Foto: Karim Sahib/AFP)

Sabotage ist ein weiter Begriff, bis Montagabend jedoch der einzige, mit dem die Vereinigten Arabischen Emirate einen schweren Zwischenfall beschrieben haben, bei dem am Sonntagmorgen vier Handelsschiffe beschädigt worden waren. Zwei saudische Tanker und je ein Schiff unter der Flagge der Emirate und Norwegens waren vor der Küste des Emirats Fujairah Ziel von nicht näher bezeichneten Angriffen geworden. Sie fallen in eine Zeit massiver Spannungen zwischen den USA und Iran. Washington erneuerte am Sonntag Warnungen vor Attacken gegen US-Interessen und Verbündete oder den Schiffsverkehr in der Region durch Gruppen, die mit dem Regime in Teheran in Verbindung stehen. Die USA verstärken deswegen ihre Militärpräsenz in der Golfregion.

Der Hafen von Fujairah, ein wichtiger Umschlagplatz für Öl, liegt nur etwa 140 Kilometer von der Straße von Hormus entfernt, der Meerenge am Eingang zum Persischen Golf. Zunächst bekannte sich niemand zu den Attacken, auch erhoben weder die Emirate noch andere Regierungen direkte Schuldzuweisungen. Terrororganisationen haben bereits ähnliche Anschläge verübt, so attackierte al-Qaida im Oktober 2000 in Aden mit einem Selbstmordkommando den US-Zerstörer USS Cole.

Es wurde aber deutlich, dass es sich um heftige Angriffe gehandelt haben muss. Laut einem Sicherheitsbulletin von Intertanko, einer Organisation unabhängiger Tankerbesitzer, zeigen Fotos, dass mindestens zwei Schiffe Löcher an den Seitenwänden aufwiesen, die möglicherweise durch den Einsatz von Waffen verursacht worden sind. Den Einsatz von Sprengkörpern schloss Intertanko auf Nachfrage jedoch ebenfalls nicht aus.

Saudi-Arabiens Energieminister Khaled al-Falih sagte, die beiden saudischen Schiffe hätten "erhebliche Schäden am Rumpf" davongetragen - offenbar Löcher in der Hülle, die bei modernen Tankern aus Sicherheitsgründen doppelt vorhanden ist. Menschen seien nicht verletzt worden, auch sei kein Öl ausgelaufen. Eines der Schiffe sei auf dem Weg in den Golf gewesen, um in Ras Tanura Öl für Kunden des Staatskonzerns Saudi Aramco in den USA zu laden. Laut der emiratischen Regierung handelt es sich bei den saudischen Schiffen um den 330 Meter langen Tanker Amjad und den 240 Meter messenden Tanker Almarzoqah.

Iran hat gedroht, die Straße von Hormus zu blockieren, falls es an Ölexporten gehindert wird

Die Schiffsmanagement-Firma Thome teilte mit, der Kapitän des unter norwegischer Flagge fahrenden Tankers Andrea Victoria habe "ein Loch in der Hülle im Bereich des Ballasttanks im Heck" gemeldet, es bestehe aber keine Gefahr, dass er sinke. Das 180 Meter lange Schiff sei "von einem unbekannten Objekt" getroffen worden, hiße es - offenkundig auf Höhe der Wasserlinie, wie Fotos zeigen. Betroffen war zudem das emiratische Bunkerschiff A. Michel. Alle vier Schiffe lagen offenbar auf Reede vor dem Hafen von Fujairah.

Saudi-Arabiens Energieminister al-Falih sagte, die Vorfälle zielten darauf, die "Freiheit der Seefahrt und die Sicherheit der Ölversorgung für Kunden in aller Welt zu untergraben". Er rief die internationale Gemeinschaft auf, die Sicherheit von Öltankern zu garantieren und sich abzusichern gegen die negativen Folgen solcher Vorfälle für die Energiemärkte und die Weltwirtschaft. Der von Saudi-Arabien dominierte Golf-Kooperationsrat sprach in einer Stellungnahme von einer "ernsten Eskalation", die Arabische Liga warnte vor einer Verschärfung der Lage. Weder das US-Militär in der Region noch die Regierung in Washington äußerten sich bis Montagabend.

Iran hatte bis hin zu Präsident Hassan Rohani damit gedroht, die Straße von Hormus zu blockieren, sollten die USA Iran daran hindern, Öl zu exportieren. Der Hafen von Fujairah hat für die Emirate strategische Bedeutung. Er liegt am Golf von Oman. Es gibt ein großes Tanklager und eine Pipeline endet dort, die es dem Land erlauben würden, bei einer Blockade der Straße von Hormus und damit des Persischen Golfs weiter Öl zu exportieren.

Am Sonntag hatte zunächst der libanesische Sender Al-Mayadeen die Falschmeldung verbreitet, es habe im Hafen schwere Explosionen gegeben, sieben Tanker stünden in Brand. Der Sender steht der Hisbollah nahe, iranische und russische Medien griffen die Berichte ungeprüft auf. Die Regierung der Emirate brauchte jedoch bis Sonntagabend für ein Dementi, und um die Sabotage-Akte an vier Schiffen außerhalb des Hafens einzuräumen.

Ein einflussreicher iranischer Abgeordneter, Heschmatollah Fallahtpischeh, Vorsitzender des Ausschusses für nationale Sicherheit, sagte, die Vorfälle zeigten, dass die Sicherheit im südlichen Persischen Golf "zerbrechlich wie Glas" sei. Er fügte am Montag hinzu, die Tanker könnten von "Saboteuren aus einem Drittstaat" angegriffen worden sein, die "Instabilität in der Region schüren wollen". Ein Sprecher des iranischen Außenministeriums nannte die Vorfälle laut der amtlichen Nachrichtenagentur Irna "bedauerlich" und "besorgniserregend". Er warnte vor Verschwörungen, die von Übeltätern orchestriert würden, um die Stabilität in der Region zu untergraben - das kann als Anspielung auf Saudi-Arabien oder Israel verstanden werden.

© SZ vom 14.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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