Iran:"Saftige" Strafe für Regisseur Dschafar Panahi

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Nicht reisen, nicht arbeiten, davor Knast: Wie Iran den Filmemacher Dschafar Panahi, Gewinner des Goldenen Löwen, für seine oppositionelle Haltung bestraft.

Wegen seiner Kritik an der Regierung ist der iranische Filmemacher Dschafar Panahi zu sechs Jahren Haft und einem 20-jährigen Berufsverbot verurteilt worden. Panahi müsse wegen einer Versammlung und "Propaganda gegen das System" ins Gefängnis, sagte seine Anwältin Farideh Gheirat an diesem Montag der iranischen Nachrichtenagentur Isna. Außerdem dürfe er die nächsten 20 Jahre das Land nicht verlassen, keine Filme drehen, keine Drehbücher schreiben und keine Interviews geben. Gheirat kündigte Berufung gegen das Urteil an.

Wegen "Propaganda gegen das System" hart bestraft: der iranische Oppositionelle und Filmemacher Dschafar Panahi. Diese Aufnahme ist im Mai 2010 entstanden (Foto: REUTERS)

Wie Panahi wurde in einem ähnlichen Verfahren der junge iranische Regisseur Mohammed Rasulof zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt, wie sein Anwalt Iman Mirsadeh laut Isna mitteilte.

Panahi, der offen die Oppositionsbewegung gegen den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad unterstützt, war am 1. März gemeinsam mit 16 Mitstreitern in seinem Haus in Teheran verhaftet worden, darunter auch seine Frau und seine Tochter. Die meisten wurden kurze Zeit später wieder freigelassen.

Panahi kam erst nach knapp drei Monaten gegen Zahlung einer Kaution von umgerechnet rund 164.000 Euro vorläufig frei. Während seiner Haft war er aus Protest in einen Hungerstreik getreten. Die Festnahme des Filmemachers hatte international Proteste hervorgerufen, dem sich auch Star-Regisseure wie Steven Spielberg, Martin Scorsese und Oliver Stone anschlossen.

Panahi zählt zu den im Ausland bekanntesten Regisseuren aus dem Iran. Er erhielt unter anderem bei der Berlinale 2006 den Silbernen Bären für sein Werk "Offside". 2000 wurde er beim Filmfestival von Venedig für den Film "Der Kreis" mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet, 1995 gewann er die Goldene Kamera in Cannes mit dem Streifen "Der weiße Ballon". Trotz ihres internationalen Erfolgs sind die meisten seiner Filme im Iran der Zensur zum Opfer gefallen.

Anfang des Jahres war er als Ehrengast zur 60. Berlinale eingeladen, durfte allerdings nicht ausreisen. Die Anwältin bezeichnete das Urteil als "sehr saftig" und will innerhalb der nächsten 20 Tage Berufung vor dem Revolutions-Gericht einlegen.

© AFP/dpa/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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