Im Zusammenhang mit den Protesten in Iran sind nach Angaben von Staatsmedien Hunderte Menschen angeklagt worden. In der Hauptstadt Teheran sollen sich demnach 315 Demonstranten vor Gericht verantworten. Vier Personen werde auch "Krieg gegen Gott" vorgeworfen, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Irna. Damit droht ihnen nach dem islamischen Rechtssystem in Iran die Todesstrafe.
Die Justizbehörde hat in den vergangenen Wochen mehrfach betont, dass sie gnadenlos gegen die Demonstrantinnen und Demonstranten vorgehen werde. Am Wochenende kündigte sie zudem an, die beiden in London ansässigen persischsprachigen Nachrichtensender BBC Farsi und Iran International auf eine eigene Terrorliste zu setzen, weil sie zu Unruhen aufriefen. Der Zugang zum Internet wird von der Regierung und den Sicherheitsbehörden bereits stark eingeschränkt.
Proteste in Iran:"Dieses System ist versteinert. Wenn der Druck steigt, zerspringt es"
Ein Blick aus dem Exil: Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi musste Iran 2009 verlassen - und sieht in den Demonstrationen den Beginn einer Revolution.
Auslöser der systemkritischen Proteste in Iran war der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie die Zwangsvorschriften für das Tragen eines Kopftuchs nicht eingehalten haben soll. Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam.
Seit ihrem Tod demonstrieren landesweit Tausende Menschen gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamische Herrschaftssystem. Nach Angaben von Menschenrechtlern wurden Zehntausende verhaftet und mindestens 240 getötet.