Iran:Noch ist es nicht zu spät

Scheitert das Atomabkommen, gewinnt nur Donald Trump.

Von Paul-Anton Krüger

Das Atomabkommen mit Iran ist kein Freundschaftsvertrag. Sein Zweck und Wert liegt darin zu verhindern, dass sich die Islamische Republik Zugriff auf Atomwaffen verschafft. Deshalb ist es richtig, dass sich die Europäer gegen Donald Trump und die USA gestellt haben und versuchen, den Deal zu erhalten. Zugleich heißt das aber auch, dass Europa es nicht ignorieren kann, wenn Teheran dauerhaft zentrale Vorschriften des Abkommens bricht.

Iran hat diese Drohung in einem ersten Punkt wahr gemacht und mehr Uran produziert als erlaubt. Das mag von Teheran aus betrachtet eine nachvollziehbare Reaktion sein, weil das Regime durch die US-Sanktionen wirtschaftlich massiv unter Druck steht. Die Europäer aber können dieser Erpressung nicht nachgeben.

Sie sollten noch mehr tun, legitimen Handel mit Iran zu ermöglichen. Aber Iran wird akzeptieren müssen, dass die Europäer nicht die Verluste kompensieren können, die durch die US-Sanktionen entstehen. Europa hat schon zuvor kaum Öl aus Iran gekauft, anders als China, das zwar den Alleingang der USA kritisiert, aber seine Ölkäufe drastisch reduziert hat. Es ist noch Zeit für Verhandlungen, für Rettungsversuche. Aber wenn Iran am jetzigen Kurs festhält, ist das Atomabkommen tot. Gewonnen hätte dann nur Donald Trump.

© SZ vom 02.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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