Iran: Islamisches Staatssystem:Konservativer Kandidat warnt vor Kollaps

"Menschen respektieren": Der konservative Politiker und Drittplatzierte bei den Wahlen, Mohsen Rezai, kritisiert die Abstimmung und mahnt Reformen an.

Der konservative Politiker und Drittplatzierte bei den iranischen Präsidentschaftswahlen, Mohsen Rezai, hat vor einem Kollaps des islamischen Staatssystems gewarnt. Zu diesem werde es kommen, wenn nichts an der derzeitigen Situation geändert werde, teilte Rezai auf seiner Internet-Seite mit.

Mohsen Rezai, warnt vor einem Kollaps des islamischen Staatssystems in Iran. (Foto: Foto: AFP)

Es würden Entgegenkommen und Bruderliebe benötigt. Die Menschen und ihre Rechte müssten respektiert werden. Rezai kritisierte die Vorgänge während und nach der Wahl als Missmanagement der öffentlichen Wünsche und Proteste. Dieses habe zu der Krise geführt, die der Westen jetzt ausschlachten könne.

Rezai zufolge muss die Islamische Revolution fortgesetzt werden. Einige Reformen auf der politischen Ebene seien nötig. Dafür müssten der zum Gewinner der Wahl erklärte Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad, der unterlegene Kandidat Mirhossein Mussawi und weitere Politiker zusammenarbeiten.

Iran benötige mehr nationale Einigkeit, um erfolgreich aus den Verhandlungen mit den Nuklearmächten hervorzugehen und um sich vor einem Angriff Israels zu schützen.

Unterdessen kritisierte die Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi in der Deutschen Welle, dass das Vorgehen der iranischen Regierung "weder mit der iranischen Verfassung, noch mit dem Islam, noch mit den Menschenrechten vereinbar" sei.

In der gegenwärtigen sehr sensiblen Notsituation seien die Iraner auf Unterstützung von außen angewiesen. Es müsse politische Sanktionen geben, schlug Ebadi vor. Bei Verhandlungen und Verträgen müsse "stets auch auf die Einhaltung der Menschenrechte" gedrängt werden.

Gegen die Entscheidung, Ahmadinedschad zum Sieger der Wahl vom 12. Juni zu erklären, waren Hunderttausende Iraner auf die Straße gegangen. Ihre Proteste wurden vom Staat gewaltsam unterdrückt. Nach Berichten amtlicher Medien kamen 20 Menschen bei den Auseinandersetzungen ums Leben. Hunderte wurden festgenommen.

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