Iran:Euro als Waffe

Der Westen sollte die Sanktionen der USA nicht unterstützen.

Von Michael Bauchmüller

Amerikas Geheimwaffe ist der Dollar. Er macht US-Sanktionen so wirkungsvoll - selbst solche, hinter denen nicht der gesamte Westen steht. Weil Firmen um ihr US-Geschäft fürchten müssen, sobald sie mit Iran Geschäfte machen, verzichten sie lieber auf letzteres. Der beste Hebel sind Banken: Sie hängen von Geschäften mit dem Dollar ab, iranische Kundschaft meiden sie. Ohne große Banken aber, ohne Kredit und Zahlungsverkehr, lässt sich kaum wirtschaften.

In seiner Not will Iran nun gut 300 Millionen Euro aus Deutschland holen - in Geldkoffern und per Flugzeug. Die Bundesregierung gerät damit in eine missliche Lage, unterläuft Teheran doch so neue US-Sanktionen gegen Iran, sogar mit Hilfe der Bundesbank. Trotzdem sollte Berlin dem Druck der USA nicht nachgeben, den Transfer nicht stoppen.

Denn wenn die Europäer - aus guten Gründen - am Atomabkommen mit Iran festhalten, können sie nicht zugleich US-Sanktionen vollstrecken. Mehr noch: Über den Umweg Geldverkehr droht Europa zum Zaungast von Trumps Machtpolitik zu werden. Eine gute Antwort auf die Waffe Dollar gibt es auch: den Euro. Mehr Geschäfte ließen sich in Euro abwickeln, Kredite von einer europäischen Staatsbank ohne US-Geschäft vergeben. Die Koffer sind Symbol dafür, dass es auch anders geht.

© SZ vom 11.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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