Irak:Sturm auf Mossuls Flughafen

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Die Armee meldet die Einnahme des Stützpunkts der Terrormiliz IS. Von dort aus soll die Rückeroberung des West-Teils der Stadt beginnen.

Bei ihrer Offensive auf Mossul haben die irakischen Truppen den Flughafen der belagerten Großstadt gestürmt. Im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) drangen die Sicherheitskräfte am Donnerstag auf das Flughafengelände vor, wie AFP-Reporter berichteten. Von dem Flughafen aus will die Armee ihre Offensive auf den Westteil der Stadt starten. Elitetruppen des Innenministeriums und Polizisten rückten mit Unterstützung von Drohnen, Kampfjets und Hubschraubern auf den stillgelegten Flughafen am südlichen Stadtrand Mossuls vor und gelangten dann von Südwesten her auf das schwer zerstörte Gelände.

Mossul ist die letzte irakische Stadt, die zumindest noch teilweise unter Kontrolle der IS-Miliz steht. Der Flughafen war seit 2014 unter der Kontrolle des IS. Im Oktober 2016 hatten irakische Regierungstruppen eine Offensive auf Mossul begonnen, im Januar wurde der IS vollständig aus dem Ostteil der Stadt verdrängt. Am Sonntag starteten die irakischen Streitkräfte mit Unterstützung der US-geführten Anti-IS-Koalition dann auch eine Offensive auf den Westteil Mossuls, der durch den Fluss Tigris vom östlichen Stadtteil getrennt ist. Alle Brücken über den Tigris sind zerstört. Durch seine Lage am südlichen Stadtrand ist der Flughafen daher ein wichtiger Zugang zum Westteil Mossuls. Nach Angaben des zuständigen Regionalkommandos rückten irakische Eliteeinheiten am Donnerstag auch auf den Militärstützpunkt Ghaslani neben dem Flughafen vor.

Die IS-Kämpfer leisteten zunächst nur geringen Widerstand. US-Beamte hatten aber am Montag mitgeteilt, dass sich in ganz Mossul insgesamt nur noch 2000 Dschihadisten aufhalten. Neben Tausenden irakischen Truppen waren auch US-Soldaten an dem Vormarsch beteiligt. Die US-Sondereinheiten, die eigentlich nur als Berater im Irak sind, waren der Front zuletzt immer näher gekommen, sodass sie sogar in Feuergefechte verwickelt wurden, wie der US-Oberst John Dorrian am Mittwoch bestätigte. Sie seien "verschiedene Male unter Beschuss gekommen, und sie haben den Beschuss erwidert".

Im Westen der Stadt sind 750 000 Zivilisten eingeschlossen. Ihre Lage ist dramatisch

Die IS-Dschihadisten hatten 2014 weite Teile des Irak und Syriens erobert. Im Juni 2014, kurz nach der Eroberung von Mossul, hatte IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi dort in einem seiner seltenen öffentlichen Auftritte das "Kalifat" des IS in Teilen des Irak und Syriens ausgerufen.

In Mossul erwarten Experten allerdings noch einen schwierigen Einsatz: Der westliche Teil der Stadt ist kleiner, aber dichter besiedelt als der Osten. In West-Mossul sind schätzungsweise noch 750 000 Menschen eingeschlossen. Seit Beginn der Großoffensive der irakischen Armee gegen den IS am Wochenende wird die Lage für die Einwohner immer dramatischer. Flüchtende berichteten, dass Wasser und Nahrungsmittel fehlten, ebenso Medikamente und Brennmaterial, berichtete das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) in Genf. Die Preise für Lebensmittel seien explosionsartig gestiegen. Viele Familien müssten Möbel und Kleidung verbrennen, um sich aufzuwärmen. Das Hilfswerk rechnet mit 250 000 Flüchtenden. "Wir sind sehr besorgt", sagte ein Sprecher. "Es wird dort Straße um Straße gekämpft und es besteht die Gefahr, dass die Einwohner als menschliche Schilde missbraucht werden." Das Hilfswerk baue bereits ein neuntes Auffanglager für Vertriebene und plane ein weiteres. Wegen der Kämpfe können die humanitären Helfer nicht in die Stadt. Das Welternährungsprogramm (WFP) habe genügend Nahrungsmittel für 770 000 Menschen vor Ort und beginne mit der Verteilung, sobald die Sicherheitslage es erlaube, sagte eine Sprecherin.

© SZ vom 24.02.2017 / afp, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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