Inhaftierte Journalisten:Eine iranische Farce

Inszenierte Freundlichkeit: Das Treffen der inhaftierten deutschen Journalisten mit ihren Familien ist lediglich eine Machtdemonstration der iranischen Regierung.

Christiane Schlötzer

Seit 80 Tagen hält das iranische Regime zwei deutsche Reporter in Geiselhaft. Die beiden Journalisten haben sich nichts weiter zuschulden kommen lassen, als ihrem Beruf nachzugehen. Sie wollten den Sohn einer zum Tod durch Steinigung verurteilten Frau treffen.

Beim Treffen der Gefangenen mit Angehörigen blieben iranische Behörden und deutsche Diplomaten teils auf Distanz. Vor Reportern eines iranischen Senders verdeckten sich die Inhaftierten. (Foto: dpa)

Teheran wirft den Reportern vor, sie hätten sich ohne Journalisten-Visum auf den Weg nach Iran gemacht. Dieses Visum hätten die Journalisten aber niemals bekommen - weil Iran sich gegenüber ausländischen Medien so hermetisch abschottet wie kaum ein anderer Staat auf der Welt. Nur wer etwas zu verbergen hat, lässt niemanden ins Land.

Wer wissen will, wie es Teheran mit der Pressefreiheit hält, der muss nur mit iranischen Reportern reden, die aus Angst um ihr Leben Haus und Heimat verlassen haben. Der Exodus hält seit der manipulierten Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad unvermindert an. Andere kritische Geister, die es nicht außer Landes geschafft haben, vegetieren in Gefängnissen dahin. Die Islamische Republik hält auch hier einen traurigen Weltrekord. Mehr Journalisten als dort sind in keinem anderen Land der Welt inhaftiert - nicht einmal in China.

Wie sich Haft in Iran anfühlt, müssen auch die deutschen Reporter erleben. Dass sie nach elf Wochen nun erstmals ihre Angehörigen treffen durften, möchte Teheran als große humanitäre Geste verkaufen.

Auch wenn sich die Reporter und ihre Familien über das Wiedersehen in Unfreiheit gefreut haben dürften, letztlich war diese inszenierte Freundlichkeit nur eine Farce. Denn das Regime in Teheran interessiert nur die Machtdemonstration, nicht die Menschlichkeit. Die einzige glaubwürdige humanitäre Geste wäre die Freilassung der Reporter.

© SZ vom 29.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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