Noch ist nicht zu erkennen, dass Druck von außen Indonesien zu einem Kurswechsel in letzter Minute bewegen würde. Präsident Joko Widodo hat bislang alle Gnadengesuche von zum Tode verurteilten Drogenschmugglern kategorisch abgelehnt. Er lässt die Strafen rasch vollstrecken: Im Januar wurden bereits sechs Drogenstraftäter hingerichtet, unter ihnen fünf Ausländer. Nun sollen weitere zehn Todeskandidaten folgen.
Proteste anderer Staaten zeigen wenig Wirkung
Protestierende Staaten wie die Niederlande oder Brasilien, deren Bürger bereits als Kapitalverbrecher von einem indonesischen Erschießungskommando hingerichtet wurden, haben vorübergehend ihre Botschafter abgezogen. Aber erfahrene Diplomaten wissen, dass dies bei einem so großen und strategisch bedeutenden Land wenig Wirkung zeigen dürfte. Zumal die Indonesier äußerst empfindlich reagieren, wenn ihnen andere Länder Ratschläge erteilen.
In dieser Woche hat Jokowi, wie die Indonesier ihren Präsidenten nennen, noch einmal unterstrichen, dass er bei seiner harten Linie bleiben werde. Er verbat sich jede weitere Intervention, weil es das souveräne Recht Indonesiens sei, nationale Gesetze anzuwenden. Das Land hat eins der strengsten Drogengesetzte der Welt. Nach fünfjähriger Pause hat es 2013 die Hinrichtung verurteilter Dealer und Schmuggler wieder aufgenommen.
Das ohnehin angespannte Verhältnis zu Australien ist nun noch schwieriger geworden
Mit dieser Praxis hat Jakarta in den vergangenen Wochen vor allem Australien gegen sich aufgebracht. Canberra versucht, die Hinrichtung zweier Drogenschmuggler mit australischen Pässen in letzter Sekunde abzuwenden.
Premier Tony Abbott hat darum gebeten, die beiden zu verschonen; doch die Art, wie er es tat, hat Jakarta nur noch mehr aufgebracht. Denn Abbott verknüpfte seine Intervention mit einem Hinweis auf die Tsunamihilfe, die sein Land einst für die indonesischen Opfer geleistet habe - gerade so, als müsste Indonesien aus Dankbarkeit nun artig den Wünschen Canberras folgen.
Das kam nicht gut an in Jakarta, wo Vizepräsident Joseph Kalla sagte, Indonesien könne all das Geld ja auch zurückzahlen, wenn es nicht als "humanitäre Hilfe" gedacht gewesen sei.
Abbotts Versuch, die zum Tode Verurteilten zu retten, schlug also kläglich fehl, und nun ist das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen beiden Staaten noch schwieriger geworden.
Früher stritten die beiden Staaten über Flüchtlinge
In der Vergangenheit hatte sich immer wieder der Streit um die vielen Bootsflüchtlinge hochgeschaukelt, die durch indonesische Gewässer bis an Australiens Küsten gelangen. Nun sind es die drohenden Hinrichtungen von Myuran Sukumaran und Andrew Chan, die den Graben vertiefen.
Die beiden wurden 2005 verhaftet und als Anführer des Schmugglerrings "Bali Nine" 2006 zum Tode verurteilt. Sie hatten versucht, 8,3 Kilo Heroin aus Indonesien nach Australien zu schmuggeln. Australien argumentierte, dass die beiden Häftlinge eine vorbildliche Resozialisierung durchlaufen hätten und nun andere Menschen geworden seien. Doch Präsident Widodo ließ sich nicht umstimmen.