Indien:Kampf um Kaschmir

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Indiens Armee sucht Terroristen und beschuldigt Pakistan, das für Anschläge verantwortlich sein soll. Und noch eine Macht redet mit in der Bergregion: China.

Von Arne Perras und Paul-Anton Krüger, Singapur

Nach dem Terroranschlag auf indische Sicherheitskräfte in Kaschmir kommt die strategisch bedeutsame Bergregion nicht zur Ruhe. Bei zwölfstündigen Feuergefechten am Montag starben ein Zivilist, vier indische Sicherheitskräfte und zwei mutmaßliche Aufständische, die Armee fahndet nach mutmaßlichen Mitgliedern der Terrororganisation Jaish-e-Mohammad (JeM). Die im benachbarten Pakistan ansässige Gruppe, deren Mitglieder von ihren Anhängern als Freiheitskämpfer betrachtet werden, hatte sich am Donnerstag zu einem Selbstmordanschlag bekannt, bei dem auf dem Highway von Jammu nach Srinagar mehr als 40 indische Soldaten ums Leben gekommen waren. Seither macht Delhi Jagd auf mutmaßliche Mitglieder von JeM, die den Anschlag vorbereitet haben sollen. Der Angriff in der vergangenen Woche auf den Militär-Konvoi war der schwerste in Kaschmir seit drei Jahrzehnten.

Indien macht Pakistan für den Anschlag mitverantwortlich, Islamabad weist die Vorwürfe zurück. "Wir wollen ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis mit Indien", sagte Außenminister Shah Mehmud Qureshi der Süddeutschen Zeitung am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz. Mit Blick auf den großen Nachbarn sagte er: "Sie untersuchen die Situation in Kaschmir nicht ausreichend." Die von Delhi angedrohte Isolation Pakistans könne nicht gelingen, versicherte Qureshi.

Indien verlangt, den JeM-Führer Masood Azhar auf die Terroristen-Liste der UN zu setzen und beklagt, dass China diesen Schritt blockiere. Die staatlich gelenkte Global Times in Peking hat gegen diese Vorwürfe Stellung bezogen. Indien müsse zuerst einmal "solide Beweise" gegen Azhar vorbringen, die dessen Ächtung auch rechtfertigten. China ist ein enger Verbündeter Islamabads und treibt dort Pläne seiner neuen Seidenstraße voran.

Indien, Pakistan und China kontrollieren jeweils Teile des früheren Fürstentums Kaschmir, das mehrheitlich muslimisch bevölkert ist und nach Eigenständigkeit strebt. Manche Bewohner, die Indiens Soldaten als Besatzer empfinden, setzten auf Pakistan, weil sie sich von der Welt im Stich gelassen fühlen. Doch nicht alle befürworten die Islamisierung und den extremistischen Terror, mit dem mutmaßlich pakistanische Kräfte den Kampf gegen die indische Armee vorantreiben. Delhi beklagt, dass Pakistan militante Gruppen wie JeM als Hebel einsetze, um Indien zu treffen. Die Atommächte haben dreimal Krieg um Kaschmir geführt.

© SZ vom 19.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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