Impfpflicht:Tödlich sorglos

Mit einer freiwilligen Impfung verbinden zu viele Eltern offenbar, dass sie irrelevant sei. Das ist ein gefährlicher Trugschluss, den abzuschaffen eine Impfpflicht helfen würde. Schließlich stehen Leben auf dem Spiel - nicht nur hierzulande.

Von Kathrin Zinkant

Karl Lauterbach gebührt Anerkennung für die unpopuläre, aber wichtige Forderung nach einer Masernimpfpflicht. Denn wenn es um persönliche Freiheiten geht, vergessen die Deutschen zu oft die gemeinschaftliche Verantwortung. Selbst dann, wenn Leben auf dem Spiel steht.

Wie dramatisch ein Verzicht auf die nachweislich sichere Masernimpfung sein kann, konnte man schon vor zehn Jahren in Bulgarien verfolgen. Das Masernvirus wurde aus Hamburg in das Balkanland eingeschleppt und löste in insgesamt elf Staaten eine Epidemie aus. Allein in Bulgarien starben 24 Menschen. Dergleichen kann immer wieder passieren, so lange Deutschland auf die Impfträgheit seiner Bürger Rücksicht nimmt.

Denn es sind diese Bürger, die ungeschützte, möglicherweise erkrankte Kinder in Schulen und Kitas schicken oder auf Reisen mitnehmen. Sind diese Eltern alle Impfgegner, die den Verschwörungstheorien über Pharmakomplotte und böse Schulmedizin glauben? Vermutlich nicht. Eher handelt es sich um Menschen, die mit der Freiwilligkeit einer Impfung ihre vermeintliche Irrelevanz verbinden. Dies zu ändern ist überfällig. Es muss klar werden, wie wichtig die Masernimpfung ist. Das geht nur mit einer Impfpflicht. Länder wie Frankreich haben das längst erkannt.

© SZ vom 26.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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