IAEA-Chef Yukiya Amano:Neuer Experte für alte Probleme

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Der Japaner Amano hat Erfahrung im Kampf gegen Atomwaffen. Als neuer Chef der Atomenergiebehörde (IAEA) muss er nicht nur mit sturen Iranern fertig werden.

Der scheidende Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Mohammed el-Baradei, hätte seinem Nachfolger wohl gerne einen sorgenfreien Start ermöglicht.

Yukiya Amano ist neuer Chef der Atomenergiebehörde. Seit 2005 vertritt er dort Japan. (Foto: Foto: Reuters)

Doch wenn der Japaner Yukiya Amano am 1. Dezember den Ägypter an der Spitze der Organisation ablöst, erbt er auch den ungelösten Konflikt um das iranische Atomprogramm. Und im Moment scheinen die Fronten so verhärtet wie lange nicht: Nachdem die IAEA Teheran in einer Resolution für die Verheimlichung einer Uran-Anreicherungsanlage gerügt hatte, kündigte Iran am Wochenende den Bau von zehn weiteren solcher Einrichtungen an.

Amano ist sich der zähen Verhandlungen bewusst, die auf ihn zukommen - aber auch der Bedeutung seiner eigenen Rolle. In der vergangenen Woche äußerte der 62-Jährige, er erwarte "keine rasche Lösung" in den Verhandlungen mit Teheran. Aber er hoffe darauf, dass neben dem neuen US-Präsidenten Barack Obama auch ein neuer IAEA-Generaldirektor "etwas verändern wird".

"Was er tut, wird Folgen haben"

Vor einigen Monaten hatte Amano selbst die Jobbeschreibung geliefert. Die Rolle der IAEA sei nicht nur technischer, sondern auch politischer Natur: "Wer auch immer der nächste Generaldirektor wird - was er tut und sagt, wird politische Auswirkungen haben." Der Japaner tritt in große Fußstapfen: El-Baradei lenkte zwölf Jahre lang hat die Geschicke der IAEA und erhielt für seinen Einsatz gegen den Missbrauch der Atomenergie den Friedensnobelpreis.

Doch die Arbeit der Behörde ist auch Amano vertraut. Er gilt als Experte für Abrüstung und den Kampf gegen die Verbreitung von Atomwaffen. Seit September 2005 vertritt Amano die Interessen seines Landes bei der IAEA. In seinem ersten Jahr bei der Behörde übte er gleich die regelmäßig wechselnde Präsidentschaft im wichtigen Gouverneursrat aus.

Zu diesem Zeitpunkt konnte Amano bereits auf eine lange diplomatische Karriere zurückblicken: Nach seinem Jurastudium fing er 1972 im japanischen Außenministerium an, wo er sich schnell als Abrüstungs- und Nuklearexperte profilierte. Er leitete die Wissenschafts- und Atomenergieabteilungen seines Ministeriums und nahm an zahlreichen internationalen Verhandlungen zur Begrenzung von Atomwaffen teil.

Wenig Charme, viel Wissen

Der Diplomat mit den runden Brillengläsern, dem häufig ein Mangel an Charisma vorgeworfen wurde, galt bei der Wahl zum IAEA-Chef als Favorit der Industrienationen. Er setzte sich nach zähen Verhandlungen gegen den Südafrikaner Abdul Samad Minty mit 23 der 35 Stimmen durch.

"Als japanischer Staatsangehöriger werde ich mein Bestes geben, um die weitere Verbreitung von Atomwaffen zu verhindern", sagte Amano mit Blick auf die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei wird er sich neben Iran nun auch mit zwei weiteren komplizierten Fällen beschäftigen müssen: den Atomprogrammen von Syrien und Nordkorea.

Doch wie als Antrittsgeschenk kamen am Montag leichte Signale der Entspannung aus Teheran. Der Parlamentspräsident und frühere Chefunterhändler bei den Atomverhandlungen mit der Europäischen Union, Ali Laridschani, äußerte die Erwartung, dass der Konflikt noch auf dem diplomatischen Weg zu lösen sei.

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