Twitter, das Lieblingswerkzeug von US-Präsident Donald Trump, ist in China verboten. Weggesperrt hinter der großen Firewall, die die Regierung errichtet hat, um unliebsame Informationen von der eigenen Bevölkerung fernzuhalten. Nur in den Ministerien haben die Beamten Zugang, wie sonst sollten sie lesen, was der Mann in Washington schreibt. Die allermeisten Chinesen hingegen müssen sich mit streng überwachten sozialen Medien begnügen. Wer etwa beim Kurznachrichtendienst Weibo ein "Gerücht" verbreitet und damit mehr als 5000 Leser erreicht, macht sich strafbar.
Für den chinesischen Apparat gilt das nicht. Im Staatsauftrag wurden Hunderttausende Twitter-Accounts eingerichtet, digitale Schmutzschleudern, die Lügen, Drohungen und Propaganda verbreiteten. Peking versuchte so, in Hongkong, Taiwan, aber auch im Ausland Menschen zu beeinflussen - durchaus mit Erfolg. In vielen Städten sind in den vergangenen Tagen Auslandschinesen auf die Straße gegangen und haben gegen dunkle Mächte protestiert, die angeblich versuchen, Hongkong ins Chaos zu stürzen.
Welch bitterböse Ironie: Jene Regierung, die die Meinungsfreiheit in der Heimat längst abgeschafft hat, versucht, mithilfe des freien und unzensierten Internets die Freiheiten in Hongkong zu beschneiden.