Hongkong:Höllengrube

Die Corona-Krise verschafft der Stadt keine Atempause. Peking setzt die politische Repression mit großer Härte fort.

Von Lea Deuber

Die Hongkonger Polizei hat den regierungskritischen Verleger Jimmy Lai festgenommen. In der chinesischen Sonderverwaltungszone zeigt sich in diesen Tagen, dass Parteichef Xi Jinping seine Drohung ernst gemeint hat. Jeder, der sich gegen das Regime auflehne, sagte Chinas Präsident im Oktober, werde untergehen, "mit zertrümmertem Körper und zu Staub zermahlenen Knochen". Seitdem sind Tausende wie Lai zwischenzeitlich festgenommen worden. Darunter Politiker, Aktivisten und andere Kritiker des Regimes.

Im vergangenen Jahr dürften einige Beobachter noch gehofft haben, dass man sich in Peking doch besinnen könnte auf den Pragmatismus, der einst in den Reihen der chinesischen Führung geherrscht hat. Freiheitliche Grundrechte und Rechtsstaatlichkeit haben die Sonderverwaltungszone zu einem Finanzstandort von internationalem Rang gemacht. Auch Festlandchina hat vom Boom der Stadt profitiert und ist noch immer auf Hongkong als Wirtschaftsstandort angewiesen.

Doch Rationalität scheint in Peking keine Rolle mehr zu spielen. Die Kommunistische Partei hat politische Hardliner nach Hongkong entsandt, die den Kurs der Zentralregierung nun mit ganzer Härte durchsetzen. Die Coronaviruskrise verschafft der Stadt keine Atempause. Peking nutzt vielmehr die Ablenkung. Jimmy Lai hatte noch vor Beginn der Massenproteste gesagt, ohne Freiheit und Rechtsstaatlichkeit drohe Hongkong, sich in eine Höllengrube zu verwandeln. Weit ist es bis dahin nicht mehr.

© SZ vom 29.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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