Man muss sich die Exzellenzstrategie wie einen hoch dotierten, aber knüppelharten Marathon vorstellen. 63 Universitäten haben sich vor drei Jahren auf den Weg gemacht, haben Anträge geschrieben, Konzepte eingereicht, gehofft und gebangt. Elf Bewerbungen sind durchgekommen. Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) verkündete die Gewinner am Freitagnachmittag in Bonn: RWTH Aachen, Uni Bonn, TU Dresden, Uni Hamburg, Uni Heidelberg, Karlsruher Institut für Technologie, Uni Konstanz, LMU und TU München, Uni Tübingen sowie die gemeinsame Bewerbung der drei Berliner Universitäten. Sie dürfen sich nun Exzellenzuniversität nennen und künftig pro Jahr 148 Millionen Euro unter sich aufteilen. Es ist das Ende eines Rennens, das die Spitzenforschung in Deutschland fördern soll und dafür wenige Sieger hervorbringt und viele Verlierer. Im Sport ist das normal, in der Wissenschaft hat der Exzellenzwettbewerb auch nach 15 Jahren noch viele Kritiker. Am größten ist die Enttäuschung nun bei den Unis, die erst auf den letzten Metern gescheitert sind: Bochum, Braunschweig, Freiburg, Kiel, Köln, Münster, Stuttgart und Hannover. Sie gehörten zum Feld der letzten 19 Bewerber. "Wir mussten uns für die Besten der Besten entscheiden", sagte Karliczek.
Das Verfahren ist kompliziert und gliedert sich in mehrere Stufen. 2016 konnten sich zunächst Projekte aus einzelnen Forschungsfeldern um eine Förderung bewerben, sogenannte Cluster. Aus den insgesamt 195 Projektskizzen wurden Ende des letzten Jahres 57 ausgewählt, die Exzellenzcluster. Sie erhalten über sieben Jahre jeweils rund sieben Millionen Euro. Diese Auswahl wiederum war die Grundlage für den zweiten Schritt: die Suche nach den besten Universitäten. Wer mindestens zwei Exzellenzcluster vorweisen konnte, durfte sich bewerben; auch gemeinschaftliche Bewerbungen mehrerer Institutionen waren erlaubt, nötig waren in diesem Fall drei Exzellenzcluster. 19 Kandidaten erfüllten die Voraussetzungen - und erhielten Anfang des Jahres Besuch von internationalen Sachverständigen.
Am Dienstag begann in Bonn der Endspurt. Ein Expertengremium beugte sich über die Anträge und sprach schließlich Empfehlungen nach dem Ampelprinzip aus: Grün: unbedingt zu empfehlen. Gelb: bedingt zu empfehlen. Rot: nicht zu empfehlen. Die Entscheidung fällte schließlich am Freitag die sogenannte Exzellenzkommission, der neben den Wissenschaftlern auch die Politik angehörte - die Wissenschaftsminister der Länder sowie Bundesforschungsministerin Karliczek.
Dass ihre Pressekonferenz per Livestream übertragen wurde, dass in den Bewerberstädten Festsäle gemietet und Public Viewings organisiert wurden, deutet darauf hin, um wie viel es für die Universitäten geht: um Reputation, um viel Geld, um das Überspringen der Schranke, die die akademische Elite von der Masse trennt. Die Exzellenzstrategie wird diese Grenze noch schärfer ziehen als ihr Vorgängerprogramm, die 2005 ins Leben gerufene Exzellenzinitiative: Denn anders als früher ist der Geldsegen für die Exzellenzuniversitäten nicht mehr befristet - vorausgesetzt, sie überstehen die regelmäßig stattfindenden Evaluationen.
Schon bevor die Entscheidung bekannt wurde, meldeten sich aus diesem Grund auch viele Kritiker zu Wort. Die Studierendenvertretungen von zehn beteiligten Universitäten forderten: "Es ist Zeit, diesem sinnlosen Wettbewerb für die Zukunft ein Ende zu setzen."