Handelspolitik:Ein Amerikaner in Berlin

Das Ringen mit dem US-Finanzminister.

Von Cerstin Gammelin

Beim ersten Treffen von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble mit seinem US-Kollegen Steven Mnuchin geht es nicht um Nettigkeiten, sondern direkt ums Eingemachte. Die diversen Ankündigungen des neuen US-Präsidenten Donald Trump, die internationale Handelspolitik zugunsten bilateraler Deals aufzugeben, zugleich einen Systemwechsel in der Steuerpolitik einzuleiten und Banken wieder eine lange Leine zu lassen, haben die Exportnation Deutschland aufgeschreckt.

Und das zu Recht. Macht Trump seine Ankündigungen wahr, steht das bisherige Wirtschaftsmodell der Bundesrepublik vor ungewisser Zukunft. Und mit ihm Arbeitsplätze, Wachstum und Wohlstand. Freier Handel würde der Vergangenheit angehören. Geradezu dramatisch für deutsche Exporteure würde sich die sogenannte Grenzausgleichsteuer auswirken, die das globale System der Besteuerung einseitig ändern und Importe deutlich teurer machen würde.

Nicht nur in deutschen Ohren klingt das alles abenteuerlich bis absurd. Dennoch tut Berlin gut daran, der US-Administration kühl und sachlich auseinanderzusetzen, welche schädlichen Auswirkungen ein solcher Kurswechsel weltweit, aber auch für die USA selbst, haben würde. Gleich drei Stunden hatte Schäuble am Donnerstag dafür eingeplant. Das ist sicher nicht genug Zeit, um alles Strittige zu klären. Aber wenigstens ein Anfang.

© SZ vom 17.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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