Hambacher Forst:Todesfall im besetzten Wald

Notärzte versorgen den jungen Mann nach dem Unglück. Die Aktivisten sehen in ihm einen Freund. (Foto: Christophe Gateau/dpa)

Polizei stoppt nach tödlichem Sturz eines Journalisten die Räumungsaktion im Braunkohlerevier "bis auf Weiteres".

Von Jana Stegemann, Düsseldorf

In dem von Umweltaktivisten besetzten Hambacher Forst zwischen Aachen und Köln ist ein junger Mann aus großer Höhe abgestürzt und tödlich verletzt worden. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) teilte in einer ersten Reaktion mit, die Räumung des Hambacher Forsts werde nun "bis auf Weiteres" ausgesetzt. Der Mann war laut Polizei am Mittwochnachmittag im Baumdorf "Beechtown" durch die Bretter einer Hängebrücke zwischen zwei Baumhäusern gebrochen und 15 Meter tief gestürzt. Der Polizei zufolge war er Journalist, die Aktivisten von "Hambi bleibt" nennen ihn "einen Freund". Die Todesnachricht habe ihn "tief betroffen", sagte Innenminister Reul: "Jetzt ist keine Zeit für Rechthaberei und politische Auseinandersetzungen. Wir können jetzt nicht so einfach weitermachen." Die Aufarbeitung des Unglücks habe Vorrang, "alles andere ist nebensächlich", so Reul.

Der Wald gilt als Symbol des Widerstands gegen Kohleverbrennung und Klimabelastung. Umweltschützer protestieren dort seit sechs Jahren gegen die Abholzung von Bäumen durch den Energiekonzern RWE.

Ein Polizeisprecher betonte, zum Zeitpunkt des Unglücks habe es in der Nähe keinerlei polizeiliche Maßnahmen gegeben. Der Journalist habe auf seinem Blog das Leben der Aktivisten in den Baumhäusern dokumentiert. Er habe gerade seine volle Speicherkarte eintauschen wollen, als er abstürzte. Rettungs- und Polizeikräfte hätten vergeblich Erste Hilfe geleistet. Die Räumung sei sofort eingestellt worden. Die Aktivisten von "Hambi bleibt" schildern das Unglück anders als die Polizei Aachen: Das Einsatzkommando habe kurz zuvor einen Aktivisten in der Nähe festnehmen wollen. Der Blogger sei, als er abstürzte, über die Hängebrücke auf dem Weg dorthin gewesen, um näher ans Geschehen zu kommen.

© SZ vom 20.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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