Halloween:Nur Süßes, nix Saures

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Obwohl unsicher ist, ob das Fest dieses Jahr wie gewohnt gefeiert wird, kaufen die Amerikaner schon mal kräftig ein.

Von Claus Hulverscheidt

Wer amerikanischen Kindern im tristen Herbst ein Lächeln ins Gesicht zaubern will, der kann auf zwei Termine verweisen, die bei den lieben Kleinen verlässlich für Hochstimmung sorgen. Da ist einmal der 25. Dezember, der Weihnachtsmorgen mit seinen Lichtern und Geschenken, der allerdings noch ein wenig in der Ferne liegt. Besser ist deshalb der 31. Oktober, der für viele Kinder ohnehin der höchste Feiertag des Jahres ist: Halloween.

Halloween, das bedeutet: sich als Zauberin oder Fee zu verkleiden, als Vampir, Ninja Turtle oder böser Clown. Bei fremden Menschen Sturm zu klingeln. "Süßes, sonst gibt's Saures!" zu skandieren, und dafür mit Naschwaren überschüttet zu werden. Schon die Kleinsten haben oft ein, zwei Träger älteren Jahrgangs im Gefolge, um all die Tüten heimzuschleppen.

Dabei sind die Erwachsenen keinen Deut besser. Schon im September stellen sie die ersten Gummiratten und -fledermäuse ins Fenster. Sie drapieren ausgehöhlte Kürbisse vor der Haustür, setzen lebensgroße Skelette auf die Treppen und spannen im Vorgarten Netze mit Gruselspinnen auf. Und am Tag selbst? Da werden aus Mathelehrern Sensenmänner, aus Steuerberatern Stormtrooper, aus Investmentbankern mehr oder weniger albern anzuschauende Werwölfe. Halloween - ein Festtag für die ganze Familie.

Es sei denn, es ist Corona. Schon seit Wochen schwillt in den USA die Debatte darüber an, ob die Umzüge und Paraden, die gemeinsamen Streif- und Beutezüge von Schulkameraden und Kita-Gruppen in diesem Jahr überhaupt stattfinden können. Manche Städte haben bereits alle Festivitäten verboten, andere zögern noch. Und die Amerikaner? Schaffen derweil Fakten! Wie der Verband der Süßwarenhersteller jetzt mitteilte, lag der Absatz von Halloween-Naschwerk in den vergangenen Wochen um 13 Prozent über Vorjahresniveau. Bei Schokoladenriegeln und -tafeln betrug das Plus sogar 25 Prozent, ähnlich sieht es bei Bonbons, Frucht- und Kaugummi aus. Es ist beinahe so, als wollten sich die Menschen ihr Halloween-Fest in diesem Jahr schlichtweg ertrotzen.

Für die Süßwarenhersteller sind das gute Nachrichten, denn auch für sie sind die Gespensterumzüge, mit denen man einst den Untoten ein Schnippchen schlagen wollte, die an diesem Tag angeblich durch die Straßen irren, das wichtigste Ereignis des Jahres: Halloween liegt, was das Umsatzpotenzial angeht, noch vor Weihnachten und Ostern. Andererseits fürchten viele immer noch, dass am Ende alles verboten wird. Manche Produzenten bieten ihre Süßwaren deshalb diesmal nicht in spezieller Halloween-Verpackung an, sie behelfen sich vielmehr mit Werbepostern und verwenden ansonsten die üblichen Tüten - diese lassen sich auch dann noch verkaufen, sollten alle Feste ausfallen.

Ihre Hoffnung aber setzt die Industrie auf die Halloween-verrückten Erwachsenen, auf Eltern wie Miranda Leon aus Georgia. "Die Kinder mussten in diesem Jahr schon auf so vieles verzichten - den Schulunterricht, ihre Sportvereine, die Ferien-Camps", sagte sie der Nachrichtenagentur AP. "Ich weigere mich, meinen Kindern jetzt auch noch die Freude zu nehmen, auf Süßes-oder-Saures-Beutetour zu gehen."

© SZ vom 26.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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