Haiti:Nach "Baby Doc" bittet noch ein Despot um Einreise

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Haitis ehemalige Herrscher kehren zurück: Der einstige Diktator "Baby Doc" Duvalier will doch im Land bleiben. Und auch ein anderer will noch kommen.

Einen berühmteren Antragssteller hatte die haitianische Passbehörde vermutlich selten: Der frühere Diktator des Landes, Jean-Claude "Baby Doc" Duvalier, hat um einen neuen Ausweis gebeten. Zunächst hatte ein Sprecher bekannt gegeben, dass Duvalier das Land wieder verlassen wolle, dies aber aufgrund seines abgelaufenen Passes möglich sei.

Im Zwielicht: Der einstige Diktator Jean-Claude "Baby Doc" Duvalier will Haiti wieder verlassen. (Foto: AFP)

Er wisse nicht, wie lange das Ausstellen eine neuen Ausweises brauche, sagte der Sprecher. Duvalier habe es jedoch nicht eilig. "Er ist hier zu Hause. Er ist Haitianer", erklärte er.

Später dann stellte sich heraus, dass es Duvalier tatsächlich nicht eilig hatte: Er will vorerst in seinem Heimatland bleiben. Er werde zwar das Hotel wechseln, habe aber derzeit nicht die Absicht, das Karibikland zu verlassen, wurde am Donnerstag in Port-au-Prince in nächsten Kreisen der Entourage des Ex-Präsidenten versichert.

"Baby Doc" gehört auch zu den umstrittensten Haitianern - seine Einreise nach 25 Jahren im französischen Exil hatte am vergangenen Sonntag für Aufruhr gesorgt. Während seiner Amtszeit von 1971 bis 1986 soll er dreistellige Millionenbeträge veruntreut haben. Gemeinsam mit seinem Vater und Vorgänger als Diktator, François "Papa Doc" Duvalier, wird er außerdem für den Tod von mindestens 30.000 Menschen verantwortlich gemacht.

Nach seiner Rückkehr haben die haitianischen Behörden Ermittlungen gegen Duvalier aufgenommen - doch die Beweislage ist offenbar schwierig. Ein Richter vernahm ihn am Dienstag mehrere Stunden lang. Anschließend kehrte "Baby Doc" als freier Mann in das Luxus-Hotel "Karibe" in einem Vorort von Port-au-Prince zurück. Seine Kritiker sind entsetzt.

Bei seiner Ankunft hatte Duvalier lediglich erklärt, er wolle sich in den Dienst seiner Heimat stellen und den Menschen in Haiti nach dem verheerenden Erdbeben im Jahr 2010 helfen. Beobachter vermuten, dass der einstige Diktator die Instabilität des Landes ausnutzen will, um wieder an die Macht zu kommen.

Dabei könnte er Konkurrenz von einem anderen ehemaligen Herrscher bekommen, den es ebenfalls aus dem Exil zurück nach Haiti zieht: Jean-Bertrand Aristide hat seine Rückkehr angekündigt. Der in Südafrika lebende Ex-Präsident Haitis schrieb in einer im Internet veröffentlichten Stellungnahme, seit seiner "erzwungenen Ankunft in Afrika" habe "das Volk von Haiti nicht aufgehört, meine Rückkehr zu fordern".

Er wolle seinen "Schwestern und Brüdern" in Haiti als "einfacher Bürger" im Bildungssektor dienen, schrieb Aristide. Zudem führte er gesundheitliche Gründe für seine Rückkehr an.

Wie bei "Baby Doc" Duvalier, scheitert auch das Anliegen Aristides an der haitianischen Passbehörde: Bisher verweigert das Land die Ausstellung eines Ausweises, den Aristide zur Einreise benötigt.

Aristide war 1991 nach Jahrzehnten der Diktatur der erste frei gewählte Staatspräsident Haitis und ein Hoffnungsträger. Nach Vorwürfen der Korruption und Verletzung der Menschenrechte sowie Unruhen im Land musste er Haiti 2004 jedoch verlassen - auch auf Druck der USA und Frankreichs.

© sueddeutsche.de/dpa/mikö - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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