Grüne:Grüße von Kretschmann

Die Partei will radikal und realistisch sein - ein wackeliger Plan.

Von Stefan Braun

Die beiden Grünen-Vorsitzenden ringen darum, ihre Partei offen und entschlossen zugleich erscheinen zu lassen. Annalena Baerbock und Robert Habeck wollen Leidenschaft vorleben, aber auch für Zweifler wählbar werden. Radikal und realistisch - so hätten sie es gerne. In Bayern und Hessen konnten sie mit dieser Mischung punkten. Auf dem Parteitag in Leipzig aber wankte der Plan - wegen Winfried Kretschmann.

Der Ministerpräsident aus Stuttgart war zwar selbst nicht gekommen. Aber in einem Interview zeigte er eine Radikalität, die den neuen Grünen dann doch sehr suspekt ist. Kretschmann sprach sich nach der mutmaßlichen Massenvergewaltigung von Freiburg durch Asylbewerber dafür aus, solche "Männerhorden" nicht mehr gemeinsam unterzubringen und sie "in die Pampa" zu schicken. Prompt zuckten in Leipzig alte Reflexe, die alle immer wieder in alte Schützengräben treiben.

Sofort kam ein Aufschrei, wie könne Kretschmann so etwas nur sagen. Und die Parteispitze musste befürchten, dass die "Männerhorden" das Treffen überlagern könnten. So weit kam es zwar nicht, weil Baerbock dem Streit die Energie nehmen konnte, indem sie die Wortwahl kritisierte, aber Kretschmann in der Sache Recht gab. Trotzdem legt diese Episode offen, wie labil das neue Gefüge bei den Grünen noch immer ist.

© SZ vom 12.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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